Um nach Straßburg für ein verlängertes Wochenende zu fahren, gibt es viele Gründe. Meine Erfahrung nach dieser Zeit: Der Espresso gehört nicht zu den ersten Gründen. Das mag daran liegen, dass das Land von Cafe au Lait einen Espresso für einen kleinen Cafe au Lait ohne Milch hält. Neben diesem Vorurteil kann es aber auch daran liegen, dass ich einfach die verkehrten Cafes besucht habe.
Immerhin: lassen wir die Kirche im Dorf oder das Münster in Straßburg. Zurecht wurde die Altstadt auf der Insel des Flusses Ill, der Grande-Île, in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Im Spannungsfeld von französischer und deutscher Geschichte hat sich ein abwechslungsreiches Altstadtbild mit historischen Bauwerken unterschiedlichsten Typus entwickelt.
Entdeckt: Cafe Suspenders im Straßburger Franzosenviertel
Und wer beim Gang durch die Altstadt, genauer gesagt durch das „Franzosenviertel“ petit france, auf das kleine Cafe Suspenders stößt hat Glück. Nicht nur, weil es zu den wenigen Cafes gehört, die bereits um 9 Uhr morgens aufsperren. Der Espresso, der von einem Barista sorgfältig zubereitet wird, kann sich sehen lassen. Vielleicht eingefärbt von sonstigen Eindrücken gibt es hier für Farbe und Geschmack 5 Punkte. Den Cappuccino, der fachmännisch mit einer Blume serviert wird, habe ich nicht probiert.



Obwohl man der Intelligenz der Crowd zu Recht skeptisch gegenüber stehen kann, in diesem Fall kann das Urteil auf Tripadvisor als durchaus gerechtfertigt gelten. Suspenders konnte im Ranking einen stattlichen zweiten Platz einnehmen – zu Recht.
Probiert in Straßburg
Im Coffee-Shop von Cafes Henri ist das Ambiente zwar einladend für einen Kaffeefreund, der servierte Espresso erinnert allerdings eher mit seiner hellen, schaumigen Crema an die Schweizer Schümli-Zubereitung. Dafür gebe ich nach einem Kurzbesuch und ohne zweite Tasse nur 2 wohlwollende Punkte. Die französische Rösterei Cafes Henri befindet sich seit der Gründung im Jahr 1949 im Familienbesitz und röstet im Norden von Straßburg in Hœrdt. Der Fokus auf Gastronomie, Großhändler und Gastronomieketten sowie auf die Möglichkeiten der Cafés Henri Kaffeeautomaten kann vielleicht als eine Begründung dienen.
Verschwiegen werden soll aber nicht, das sich etwa auf einem ausgedienten Schiff, dem Cafe Atlantico recht ordentlich frühstücken lässt. In der lokalen Boulangerie-Kette Paul lässt sich in der Rue des Francs Bourgeois, kurz vor dem Kleber-Platz, der Espresso nett im historischen Hinterzimmer mit alten Kacheln und Holz schlürfen (2 Punkte). In dem kultigen L‘Épicerie, eingerichtet wie ein Kolonialwarenlanden, war die Espressomaschine kurz vor Mitternacht schon aus. Zum Trost gab es einen Pinot Noir aus dem Elsaß und Tartine, in diesem Fall eine warme Scheibe Bauernbrot, bestrichen mit warmen Ziegenkäse, gerösteten Mandelscheiben und Honig. Sollte der Espresso so sein wie die Tartine, würde ich blind zumindest 4 Punkte geben.
Tassen im Echt-Betrieb






