Was für ein Zufall. Da verbringe ich ein Wochenende in Hamburg und schwups gibt es noch eine kurze Gelegenheit, beim Hamburg Coffee Festival (HCF) vorbeizuschauen. Zum zweiten Mal hatte das Hamburger Abendblatt zu dem Kultevent rund um die kleine schwarze Bohne geladen. Steffi vom HCF-Team ….

Steffi vom HCF-Team nennt ein paar Fakten: Die zweite Auflage des HCF bietet 50 Aussteller (Vorjahr 42) auf, der Außenbereich wir neu und größer bespielt und es sollen – trotz Corona-Hysterie – deutlich mehr als die 3000 Besucher von Vorjahr werden. Am Ende ist für 2020 von rund 4000 die Rede. Veranstaltungsort ist das Museum der Arbeit „Alte Fabrik“. Und Puuuhh: Die Zeit ist knapp, das Angebot groß, es gibt viel zu probieren, vielleicht etwas zu viel.
Schlaglichter
Samstagmittag ist es noch nicht ganz so voll. Ich starte im ersten Stock am Stand von ÜberQuell Brauwerkstätten mit einem Pachamama Coffee Lager, ein Bier, das laut Torben Sturhan auf dem HCF seine Weltpremiere hatte. Unter der Überschrift „Cold Brew meets Craft Beer“ ist ein bernsteinfarbener, untergäriger Stoff entstanden, der mit dem Cold Brew eine interessante Note bekommt. ÜberQuell führt es derzeit als Limited im Shop.
Das Pachamama Coffee Lager der ÜberQuell Brauwerkstätten mit ihrer „Weltpremiere“ Das Pachamama Coffee Lager
Für einen eingefleischten Espressotrinker war die Barista-Milch von Sproud aus Schweden. Helene Nielsen war kurz nach Mitternacht in Malmö losgedüst und warb bester Laune für ihre Erbsenprotein-Milch. Das beige-weiße Getränk ließ sich gut trinken und war leicht auf der Zunge wie alle Milche-Surrogate. Nielsen schwärmte für das vegane Produkt mit vergleichsweise minimalen CO2-Fußabdruck. Sie servierte im Pappbecher einen Espresso Macchiato – ja, geht schon, wenn man mit Milch baristern will.

Aus Köln präsentiert Cadios ihren Udo, eine nachhaltige Lösung für die auswuchernden coffee 2go-Freunde. Immerhin werden laut der Deutschen Umwelthilfe allein in Deutschland stündlich 320.000 Coffee to go-Becher verbraucht, das summiert sich im Jahr auf fast drei Milliarden Stück Einwegbecher. Die landen auf der Straße oder bestenfalls im Müll. Beim HCF war im Eintrittspreis ein Pfandbecher von Recup dabei, das Pfandbechersystem hatte zu Jahresbeginn über 4.700 Ausgabestellen.

Zurück zu Udo-Mehrwegedeckel. Der recyclingfähige Kunststoff-Deckel (TPE = Thermoplastische Elastomere) passt durch seine konische Form auf eine Vielzahl von Deckel. Laut Produktbeschreibung wird Udo klimaneutral in Deutschland produziert. Für die einen saupraktisch, andere finden die sieben Farben schön.
Im Keller machen sich die Anwärter auf den Titel Barista-Meister warm. Beim sonntäglichen Entscheid, so ist hinterher in der Presse zu lesen, überzeugt der Latte-Art-Künstler Johannes Otto aus Nürnberg mit einem Flamingo, einem Känguru und einem Kakadu die Jury.

Sinn und Unsinn der Siegel-Kultur
Die Diskussion zu Kaffee- und Erzeugersiegeln lässt sich zeitlich nicht mehr unterbringen. Dafür gibt Pingo, einer der Podiumsgäste und Gründer des Röster-Kollektivs Quijote, vorab einen kleinen Ausblick. Siegel für die wirtschaftliche und ökologische Qualität bei Kaffeeanbauern und Agrarkollektiven sei zwar „eigentlich gut“. „Ein Siegel soll Mehrwert für Bauern bringen“, dass Verbrauchern beim Kauf helfen sollen.

Mittlerweile würden aber so viel sinnige und unsinnige Siegel auf den Markt geschmissen, dass das Erzeugersiegel zu einem „Marketinginstrument“ verkommen ist. Für Pingo „ein echtes Ärgernis“. Er hätte lieber „mehr Transparenz statt Siegel“, die die gesamte Wertschöpfungskette nachvollziehbar macht. Für den Quijote-Mann ist die neue Rösterkultur hierbei ein wichtiger Baustein. Insbesondere kleine Röster würden immer mehr nachfragen, wer unter welchen Bedingungen Kaffee anbaut und vermarktet und lassen sich so die Wertschöpfungskette aufzeigen. Trotz teils irreführender Siegel ist sein Fazit: „Es tut sich etwas.“
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