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Morgen Kiiiiinder, wird es etwas geheebeen…

Weihnachtszeit für Espressofreunde sind eine harte Zeit. Viele Röstereien haben sich in die Ferien verabschiedet und lassen ihren Laden einfach dicht. Das ist wahrscheinlich gerechtfertigt, für potenzielle Besucher, die an der verschlossenen Tür rütteln, allerdings schade.

Stade Zeit

In Bayern spricht man gern von der staden Zeit, also einer stillen, adventlichen Weihnachtszeit. Die lässt sich allerdings kompensieren. Beispielsweise gehört eine Espressotasse fast schon traditionell zum Christbaumschmuck. Sie ist vielleicht ein bisschen kitschig und hängt daher etwas abseits am Baum ganz unten. Gleichzeitig stellt sie aber klar: Auch Weihnachten und Espresso gehören zusammen.

Ohne diesen Baumschmuck geht es nicht….

Bescherung

Geschenke auspacken bleibt für Groß und Klein eine schöne Geschichte. Manche werden sagen, Bohnen untern Weihnachtsbaum sind etwas langweilig. Ich bin jedes Mal begeistert, weil die Vielfalt an Espressobohnen so riesig ist, dass die Zeit wohl bis zum Lebensende nicht ausreicht, Länder, Regionen und interessante Blends auch nur ansatzweise zu „ertrinken“. Auch für das kommende Jahr gilt die Prämisse, keine Sorte ein zweites Mal zu kaufen. So komme ich im Durchschnitt auf gut 50 verschiedene Röstungen im Jahr. Haushaltstechnisch gibt es daher zwei Mühlen, eine mit einem Klassiker, der das ganze Jahr gekauft wird und meine Experimentiermühle, die gute jede Woche mit anderen Espressobohnen befüllt und justiert wird.

Außerdem ist mir tatsächlich vor Kurzem eine Tasse aus dem Sammlungsregal gefallen – ohne mein zutun und ohne erkennbaren Einfluss. Die Haciendo-Tasse des Hamburger Röster habe ist tatsächlich neu geschenkt bekommen.

Schließt eine „Unfall-Lücke“ in meiner Tassensammlung…

Außerdem habe ich die Schwarte „Kaffeeliebe“ geschenkt bekommen, die am Beispiel der Münsteraner roestbar ziemlich umfassend und teils schön bebildert die Welt von Kaffee und Espresso entlang der Münsteraner Pionier-Röstern einfängt. Schöne stade Zeit, weil man gleich mit dem Blättern und Lesen anfangen kann.

Noch mehr Bescherung

Also eine schöne Bescherung. Umso mehr lässt sich bei einem Espresso über die Welt staunen. In der Tasse befindet sich eine Mischung der fairen Handelsorganisation Gepa, Ankole aus Uganda in Bio-Qualität. Vieles aus dem Haus, was ich bisher probiert hatte, war zwar fair und bio, aber das gute Gewissen konnte nicht über ein enttäuschendes Geschmackserlebnis hinwegtäuschen. Hier bekommt die haselnussbraune Crema 4 von 5 Punkten, auch der Geschmack schneidet so ab.

Zufällig entdeckt und zufrieden genossen: Ankole aus Uganda von Gepa

Aber zurück zum Staunen. Mit so einem Espresso in der Hand, ist es überraschend, dass es in der vermeintlich staden Zeit ziemlich hoch her geht. Europaweit soll es die meisten Herzinfarkte zu Weihnachten geben. Wer nicht selbst vor Stress kollabiert, zofft wohl mit seinen Angehörigen. Kirchliche und soziale Krisendienste können ein Lied davon singen, was „Mach hoch die Tür, die Tor mach weit“ für sie bedeutet. Ihre Angebote werden von streitenden oder einsamen Menschen geradezu überlaufen. Da lobe ich mir den friedlichen Genuss des Espresso, auch wenn es sich für manche politische Kräfte wohl um ein Migrationsgetränk handelt: Einfach eine schöne Bescherung.