Mindestens einmal im Jahr bin ich in Leipzig und mache einen Abstecher in die Kaffeerösterei Ganos. Einen guten Steinwurf von der Thomas-Kirche entfernt, in der einst Johann Sebastian Bach als Kantor dem Brot-und Butter-Geschäft nachging, findet sich am Dittrichring der Röstbetrieb.


Die Neugier treibt mich immer rein, vorbei an dem Probat-Röster eines deutschen Maschinenbauers, oft vorbei an vielen Kunden, um dann doch vor den vielen Sorten ratlos an der Theke zu stehen. Es soll etwas mit ordentlicher Crema sein, ein kräftiger, nicht zu dunkler Geschmack und einfach Lust auf mehr machen. Mehr wird es bei mir immer, aber nur, weil ich nicht deutlich erklären kann, was ich will.
Probieren geht über Studieren
Zumindest bekomme ich nicht das, was ich mir wünsche. Oft sind es drei oder vier Espressi, in einer Viertelstunde, das geht manchmal auf die Pumpe. Das letzte Mal habe ich die Arabica-Robusta Espresso Hausmarke probiert, danach mir den Kaffee Indien Malabar Monsun als Espresso zubereiten lassen und schließlich den Espresso Kolumbien. Die habe ich mir aus dem vollen Eckregal rausgesucht, ich weiß gar nicht, wie viele Sorten Ganos anbietet. Für den geneigten Besucher gilt die chinesische Mahnung: „Viele Gewürze verwirren den Geschmack, viele Farben blenden das Auge.“ Ich kann da keine sinnvolle Probier-Strategie entwickeln. Alles interessant, aber nichts, was mich persönlich beglückt hat. Schon die Crema fand ich ziemlich hell, bei einem hatte ich gar einen bitteren Abgang. Egal, das nächste Mal probiere ich weiter.
Immerhin: Bei einer Untersuchung von Ökotest im Jahr 2010 konnten die Leipziger „Ganos Melange“ mit einem „sehr gut“ punkten. Verglichen wurden die Röstprodukte kleiner und mittlerer Röstbetriebe im Vergleich zu den großen Platzhirschen. Auffallendes Ergebnis der Tester damals: „Wir sind zufrieden – vor allem mit den Produkten der kleinen Röster. In der überwiegenden Zahl der Kaffees waren nur sehr geringe Schadstoffmengen.“ Dabei geht es etwa um den potenziell krebserregenden Schadstoff Acrylamid – der beim Rösten entsteht – auch bekannt aus Chipstüten und Pommesfriteusen. Die Diskussion, was nun „potenziell“ für den Alltag bedeutet, führe ich hier allerdings nicht.
Ganos im Echtbetrieb
