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Branche und mehr Cafes

Chronistenpflicht: Mybali startet in Nürnberg

In seinem Coffeeshop am Jakobsplatz führt er aktuell neun Sorten. Darunter auch eine „Jumbo Bean“ aus dem balinesischen Norden. Das liege an dem fruchtbaren Vulkangestein und der extensiven Bewirtschaftung. In dieser Mischkultur werden Kaffee, Bananen und Papaya ohne Chemie angebaut. Nach einem erfolgreichen Start im bundesweiten Einzelhandel und im Online-Verkauf, soll nun mit einer Coffeeshop-Kette der deutsche Markt bedient werden.

Der Kaffeeunternehmer Sascha Bayu Handojo will indonesische Kaffeebohnen und balinesischen Zauber verbreiten.

Das Zertifizierungsdrama

„Mybali Coffee steht für direkten Handel ohne Zwischenhändler und achtet zugleich auf einen nachhaltigen ökologischen Anbau.“ Das häufige Problem dabei: Eine Zertifizierung nach europäischen Biostandards oder einer Fairtrade-Variante ist in der Praxis viel zu teuer. Das Wort von Unternehmer Handojo muss genügen.

Er hat sich selbst ein Bild von den Feldern auf den Inseln Bali, Sumatra und Java gemacht und festgestellt, dass manche Hilfsprojekte längst nicht so wirken, wie es sich die Verbraucher in Deutschland vorstellen. Manche Händler verdoppelten den Kaffeepreis, bevor er in den Export gehe. „Wir entlohnen die Farmer direkt und zahlen noch freiwillig einen Aufschlag“, sagt der Kaffeeunternehmer. Aktuell kooperiert er mit rund 300 Farmerfamilien. Von ihnen bringen es kleine Kaffeebauern nur auf 100 Kilo Ente im Jahr, größere Familienclans bringen es schon mal auf 20 bis 30 Tonnen.

So verfolgt er persönlich eine Doppelstrategie, mit der er zwei Gewinner schaffen will: Zum einen sollen Verbraucher zu Fans des `Schwarzen Goldes´ aus Indonesien werden. Zum anderen profitieren die Kaffeebauen des Inselstaates von fairen Handelsbedingungen.

Mybali-Sortiment

Mybali-Bohnen aus Indonesien zum Entdecken

In seinem Coffeeshop am Jakobsplatz führt er aktuell neun Sorten. Mit dem sogenannten Luwak-Kaffee bewegt sich Mybali Coffee im high-end-Segment. Luwaks sind indonesische Schleichkatzen, die gern auf den Bäumen leben und Kaffeekirchen verspeisen und anverdauen. Die ausgeschiedenen Kaffeekirchen werden eingesammelt und als Spezialität weiterverkauft.

Das Problem für Handojo: Mittlerweile werden die Schleichkatzen wie Hühner in einer Legebatterie gehalten und praktisch ausschließlich mit Kaffeebohnen gefüttert. „Das ist Tierquälerei und eine reine Touristenattraktion.“ Tatsächlich würden sich die Luwaks in freier Wildbahn nur die besten Kaffeekirchen suchen.

Der Kaffeespezialist kauft deshalb mit seiner „Luwak Foundation“ die Tiere Stück für Stück frei und versucht die Bauern dazu anzuhalten, traditionell die anverdauten Kaffeekirchen händisch einzusammeln. Diese Art von Freilandhaltung schlägt sich natürlich auch im Preis nieder. Der Luwak-Kaffee von freilebenden Tieren erreicht nur eine Produktionsleistung von rund 300 Kilo im Monat. Im Mybali Coffeestore hat diese Erzeugerart seinen Preis. „100 Gramm Luwak kosten 29,90 Euro.“ Das sei nur etwas für Liebhaber und Feinschmecker, für eine schnelle Tasse Kaffee zwischendurch ist diese Sorte völlig ungeeignet.

Der Ausschank

In Nürnberg arbeitet Mybali mit einem Vollautomaten und schenkt Espresso & Co. im gebrandeten Pappbecher aus. Das ist für mich persönlich ein No-Go. Für Handojo ist es in Ordnung. Er wolle sich nicht mit der italienischen Espressokultur messen, die sei unschlagbar. Umgekehrt sei der Fokus auf indonesische Bohnenvielfalt ein ebenso einzigartiger Ansatz, um besonderen Kaffee zu erleben. Eine Geschmackssache.