Im Schatten des alten Bamberger Rathauses stoße ich auf das Café von Minges, die vor den Toren der Domstadt in Breitengüßbach ihren Firmensitz hat. Hier am Maximiliansplatz steht das Stammhaus – heute heißt das wohl Flagshipstore – seit 1932. Die Homepage berichtet über Fitz Minges, der damals ein Familienunternehmen begründete, das heute in dritter Generation geführt wird.
Quijote-Fans haben in Hamburg eine neue Adresse in St.-Pauli
Bislang hatte ich es noch nicht geschafft, die Hamburger Rösterei Quijote Kaffee zu besuchen. Dabei gibt es mindestens zwei gute Gründe dafür. Zum einen habe ich bei den Bohnen, die mir mitgebracht wurden oder die ich bestellt hatte, immer gute oder gar sehr gute Erfahrungen gemacht. Zum anderen ist das, wie sich der Betrieb in Sachen Ökologie, Transparenz und Gerechtigkeit, einzigartig – zumindest aber sehr vorbildlich. Auf der Homepage ist zu lesen, dass die Entlohnung für die Kaffeeproduzenten überdurchschnittlich bei bis zu einem Drittel liegt.
Gibt es so etwas wie ein gutes Tassenjahr? Also eine Anlehnung zur Hopfenernte oder den Maschinenbauern? Hier gibt es zumindest eine kleine Auswahl an Neuentdeckungen und Wiederbegegnungen aus dem vergangenen Jahr.
Hoch die Tassen in der Toskana kann auch ein Reisemotiv sein. Zugegeben nicht das einzige, denn in großer Spätsommerhitze faszinieren auch vertrocknete Felder auf sanften Hügeln und schattenspendende Zypressenalleen. Es finden sich auch abgebrannte Olivenhaine, aus denen der Lebenswille der Natur neues Grün treibt.
Die Anreise erfolgt über Bologna, aus dem Auto dröhnt „Bologna“ von Wanda, hier als Youtube-Clip. Ein Highlight für meine Sammlung finde ich in der Fabrik von Mokarabia, in der Roxy Bar findet sich eine Tasse aus dem Hause Meseta.
2016 war das Jahr der Neupositionierung; auch die Espressotasse wurde relauchned. 2017, Mokarabia in Bologna
Meseta in der Bar Roxy in Bologna, 2017
Ein Bekannter hatte mich vor zu großer Espresso-Freude gewarnt, der Norden Italiens passe sich der Kultur nördlich der Alpen an. Damit lag er nicht ganz falsch. Ein großes Risiko ist der Siebträger mit doppeltem Ausgang, der anscheinend häufig mit zu geringer Kaffeemenge auf zwei Tassen verteilt wird. Aber auch sonst erscheint die Aufmerksamkeit, die der Zubereitung widerfährt – unabhängig von der gerösteten Geschmacksrichtung -, auf einem absteigenden Ast zu sein.
Anwärter für meine Sammlung
Quer durch die Toskana habe ich folgende Tassenausführungen oder Labels entdeckt.
Rionegro in der Bar Bollati in Lucignano, 2017
Mokaarra im Caffe dei Bani in Firenze, 2017
Caffe Silva in Lucca
Mexico in der L´Oste di Lucca in Lucca
Caffe GM im Il Casello in Pienza
Nannini im Nannini am Campo in Siena
Cafe Manganelli in Siena 2017
Sandy in der Bar el Duomo in Arezzo, 2017
Zwei Empfehlungen
In Arezzo findet sich das Caffe dei Costanti, das nicht nur mit einem eigenen River-Label begeistert. Die Wurzeln reichen wohl bis zum Jahr 1805 zurück, noch heute ist viel von dem alten Charme zu spüren. Damals herrschten die Habsburger in der Toskana, sie wurden aber von Napoleons französischen Truppen überrannt. Wer innen sitzt, könnte sich aber auch in Wien oder Budapest verorten. Auf Tripadvisor gibt es mit 3,5 Punkten aktuell eine überdurchschnittliche Bewertung.
Eine River-Variante im Caffe dei Costanti in Arezzo, 2017
Caffe dei Costanti
Caffe dei Costanti
In Montepulciano habe ich die legendäre Terrasse des Caffe Poliziano besucht, die einen außergewöhnlichen Blick in die Ebene und Weite ermöglicht. Das Poliziano, auf der Homepage findet sich die Jahreszahl 1764, ist ebenfalls ein besonders Caffe. Es leidet allerdings an den Touristenströmen, die sich wohl alle entlang der Shops hoch zum Palazzo Communale wälzen. Die Unruhe im Caffe durch Kommen und Gehen ist jedenfalls immens. Dafür fällt auch hier die Illy-Tasse auf, die mit einer eigenen Untertasse und dem Hinweis 1868 bis 2018 = 150 Jahre ausgestattet ist.
Illy-Variante im Caffe Poliziano in Montepulciano, 2017
Die hauseigene Poliziano-Untertasse, 2017
Caffe Poliziano
Das Innenleben des Caffe Poliziano, 2017
Eine hammermäßige Illy-Tassen-Sammlung, überwiegend die Sondereditionen, im Caffe Poliziano
Der Besuch in der Rösterei von OCI-Mokarabia – OCI steht für „One Coffee Industries“ – im norditalienischen Bologna ist ein Glücksfall. Zwar herrschen in der Produktion Ferien, aber Barbara Villa vom Kundenservice ist bereit, durch die Rösterei zu führen.
Barbara Villa begrüßt bei Mokarabia in Bologna und führt durch die Rösterei
Gut 8.200 Tonnen Rohkaffee werden pro Jahr hier von gut zwölf Mitarbeitern verarbeitet, teils aus eigenem Anbau. Importiert wir aus Zentralamerika und Brasilien, Afrika und Südostasien. Das Ergebnis kommt unter den Labels Mokarabia, Cafeteria Roversi, Caffe Arabes sowie caffè Ruffo als blend oder reiner Arabica auf den Markt.
Wachstum bei HoReCa
Ein besonders stark wachsendes Segment ist die Sparte HoReCa, die für die Vertriebslinie Hotel/Restaurant/Café bzw. im italienischen für Hotel/Restaurant/Bar steht. Aktuell wird mit der Kaffeedose „Mokarabia 1951“ mit Arabica-Bohnen geworben. Zusätzlich werden die Kooperationen mit der italienischen eismann-Niederlassung mit teils exklusiven Produkten oder dem Handelsriesen Metro ausgebaut. Hergestellt werden Kaffee-Kapseln für das hauseigene Mokarabia-Kaffeesystem in den drei Ausführungsgrößen Professionell, Office und Home. Darüber hinaus werden Kapseln, die mit den Systemen Nespresso oder Nestle kompatibel sind, in den Ausführungen Arabica, Classic, Strong und Decaffeinato produziert. In die Convenience-Reihe gehören außerdem Coffee-Pads aus Papier (33×44 mm).
Geröstet wird in italienischer Technik von Petroncini, zuletzt stattliche 8.200 Tonnen im Jahr.
Da lacht das Siebträger-Herz.
Kapseln sind das neue Gold; Mokarabia verstärkt das Engagement im Bereich HoReCa
Mit teils exklusiven Produkten wird die Partnerschaft mit eismann ausgebaut
Vollautomatische Konfektionierung und Verpackung
Globale Präsenz von Mokarabia
Mokarabia ist in Italien sowie in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Kroatien mit eigenen Niederlassungen präsent. Darüber hinaus sorgen 16 weltweite Mokarabia-Dealer für eine Präsenz von Nord- und Südamerika, über Europa und Ägypten, Katar und Madagaskar sowie China. Mehr als zwei Drittel des Geschäfts wird in Europa abgewickelt, der Rest fällt zu fast gleichen Teilen auf die anderen Regionen. Zur starken Präsenz im katarischen Doha wird Mokarabia-Chef Luca Giani zitiert: „Mokarabia Coffee Bar is a perfect demonstration of quality and italianness.“
Während Barbara Villa durch Rösterei und Verkostungsräumen führt, kann man sich den Rösterduft vorstellen, der hier während der Betriebszeit herrschen muss. Zum Schluss kredenzt sie noch einen Espresso mit aktualisiertem Logo und zeigt noch einige Schätze aus der hauseigenen Sammlung.
2016 war das Jahr der Neupositionierung; auch die Espressotasse wurde relauchned. 2017.
Aus der Tassenschatzkammer von Mokarabia; 2017
Für Decaf-Liebhaber, 2017.
Für Nostalgiker, die an das Gründungsjahr 1951 zurückdenken; 2017.
Ein Glücksfall sind die beiden Sorten Regal und Superbar von Mokarabia, die italienische Gefühle wecken. Die Bohnen habe ich im Nürnberger Kaffino Kaffee & Maschinen gekauft. Die haben zwar Izzo im Ausschank, aber ein ganz stattliches Sortiment an Espressobohnen. Superbar sind in einem magentafarbenen Alu-Beutel verpackt, eine befremdliche Farbe, die an die Telekom oder die neue FDP erinnert.
Trotzdem kommt ein tolles Ergebnis aus der Maschine: Es rinnt dunkelbraun und volumig aus dem Siebträger, die Crema bleibt dicht und dunkel in der Tasse. Die Superbar-Mischung schmeckt so, wie man es sich typisch italienisch vorstellt. Dunkel geröstet, aber nicht verbrannt, etwas streng, schlank auf der Zunge – ein Espresso, an dem man nicht mäkeln kann. Deshalb gibt es auf meiner 5er-Skala für Geschmack und Crema volle Punkte.
Mokarabia-Espresso Superbar
Regal (knapp 19 Euro) hatte ich vorher in der Mühle mit ebenfalls voller Punktzahl. Mir hat diese Mischung allerdings ein Tick besser geschmeckt. Ebenfalls dunkel geröstet, aber nicht ganz so streng wie die Superbar. Dafür habe ich mehr Komplexität auf der Zunge gespürt, etwas Nussiges, einen Hauch Süße, dafür kann man getrost noch ein kleines Sternchen vergeben.
Mokarabia-Espresso-Blend Regal
Rösterei Mokarabia
Die 1951 in Mailand gegründete Rösterei steuert heute ihre weltweiten Geschäfte aus Bologna. 2000 wurden Caffè Roversi 1882 aus Bologna und Caffè Ruffo aus Padua ins Unternehmen integriert, ein paar Jahre später kam noch Caffè Arabes hinzu. Zuletzt wurden gut 7.000 Tonnen Kaffeebohnen geröstet und verkauft. Zu lesen ist, dass Mokarabia auch selbst seine Bohnen rund um die Welt anbaut. Teil der Expansionsstrategie sind eigene Coffeeshops, seit Frühjahr 2017 prangt das Logo mit dem servierenden Kellner – man denkt an die früheren Word-Männchen, obwohl das Logo viel älter ist, an vier Coffeeshops in Katars Hauptstadt Doha.
Mokarabia Echt-Bild
2017 Kaffino, Nürnberg
2008, Caffè Arabes im kroatischen Funtano
2008, Mokarabia im kroatischen Novigrad
2010, Mokarabia im Cafe Porat im kleinen kroatischen Dörfchen Nin.
Das heutige polnische Wroclaw, das einstige Breslau oder Wratislavia, ist für den Espresso-Freund allemal eine Reise wert. Das gilt auch für diejenigen, die die Festivitäten zum 1000 jährigen Stadtjubiläum verbunden mit dem Titel Europäische Kulturhauptstadt 2017 – vielleicht sogar bewusst – vermieden haben. Das touristische Programm kann man gut entlang der von Zeit Online beschriebenen Route abdecken.
Frühstück ohne Espresso
Ehrlicherweise ist einzuräumen, dass beim Breslau-Kurztrip die Mensa im Schatten der alten Jesuitenschule und Leopoldina Uni das interessanteste Frühstück bietet – sieben Tage die Woche, immer früh auf mit studentischen Preisen für jedermann. Doch der dort angebotene Espresso ist so schlecht, dass man ihn mit einem Warnhinweis versehen sollte. Kaffee in kleiner Tasse dürfte die beste Beschreibung sein.
Also lieber zu Fuß quer durch die Innenstadt zum Cafe Bike, das leider bei Tripadvisor nicht so gut abschneidet. Geht es allerdings nur um den Espresso vergebe ich für Geschmack und Crema 4 und 4 (von 5) Punkten. Man sitzt eng, die Bedienung war freundlich und das nächste Mal werde ich dort auch ein Frühstück probieren.
Cafe Bike – hier auf alle Fälle vorbeischauen – die Lampe aus Espressotasse ist durchaus originell
Cafe Bike ist ein Muss
Das Cafe Bike liegt übrigens am Anfang der Świętego Antoniego, dem Beginn des Vier-Kirchen-Viertels. Von hier aus kann man über eine kleine Gasse auch direkt zur Synagoge zum Weißen Storch laufen, die als Gebäude den Nazi-Terror überstanden hat. Läuft man die Świętego Antoniego weiter entlang, folgt gleich das Central Cafe. Der Espresso bekommt hier 3 und 3, also solides Handwerk. Allerdings sind die dazu gereichten salzigen und süßen Snacks, Bagels und Quiche, inklusive einem frischen Himbeertee mit Minze auch ein guter Grund zum Besuch. Noch ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite hat gerade die Espresso-Bar eröffnet. Das ist alles noch ganz neu und nicht eingespielt, die dreiarmige Handhebelmaschine ist jedoch ein echter Hingucker.
Central Cafe
Espresso-Bar, ebenso wie das Bike und Central am „Eingang“ zum Toleranzviertel oder dem „Stadtteil der vier Konfessionen“
Röster in Breslau
Die Rösterei Cafe Borowka mit seinem Label Blueberry Roasters lässt einen äthiopischen Arabica aus der Maschine, geschmacklich ein 4 mit etwas schwächerer Crema. Allerdings sieht man anders als bei den meisten deutschen Röstern keine Spur von Rösttrommel oder dem ganzen handwerklichen Flair. Ungewohnt ist auch, dass hier wie in allen anderen Cafes – außer dem Bike – an der Theke bestellt und bezahlt wird. Man fühlt sich immer ein bisschen wie in einer Fastfood-Stube. Egal, ob man vor dem Cafe hockt, im ersten Stock ein Plätzchen ergattern kann oder bei Sonne auf dem Dach auf die alte Oper oder den alten Jugendstil-Einkaufspalast in der Abendsonne schaut – es sitzt sich ausgezeichnet.
Rösterei Cafe Borowka mit seinem Label Blueberry Roasters
Das Innenleben des Rösterei Cafe Borowka
Das Cafe Borowka ist Mitglied im SCAE (Speciality Coffee Association of Europe)
Im Gniazdo – auch da wurde serviert – war der ausgeschenkte Espresso akzeptabel mit schwacher Crema. Dass er doch besser schmeckte als er aussah, spricht wohl für eine lieblose Zubereitung, zu grob gemahlen oder Maschine mit schlappen Druck. Das Cafe Rozrusznik liegt ein paar Minuten von der Dominsel im Norden der Altstadt. Auch hier keine Spur von einem Röstbetrieb, dafür ein ziemlich guter Espresso.
Das Rösterei-Cafe Gniazdo
Cafe Rozrusznik
Ziemlich abgedreht schaut es in der Galerie und Cafe Kalaczakra aus. Man fühlt sich in diesem Ambiente aus Flowerpower und esoterischem Tibetzeugs in eine andere Welt versetzt. Der erste Espresso hat allerdings mein Espresso- Chakra zum Leben erweckt: Dunkel, ordentliche Crema und stark geröstete Bohnen mit Geschmack, dafür hat sich der Besuch gelohnt. Leider hat der zweite Espresso ausgeschaut wie in der Mensa, der wurde gar nicht angerührt.
Erwähnenswert ist das Jugendstilgebäude, in dem sich rechts das Kalaczakra befindet. Nebendran ist das Cafe Kalambureau oder Kalambur, eigentlich eher ein Klub, das einst aus der Theaterszene gegründet wurde. Ob die vom Kalaczakra mitbedient werden, war nicht zu erkennen. Immerhin kann man dort abends im Nebel der Zigarettenraucher von früheren Zeiten träumen. Ein paar Schritte weiter findet man noch das FC Caffe – auch da braucht man nicht hin.
Galerie und Cafe Kalaczakra
Nur mit Glück wird hier das Espresso- Chakra geweckt
Nebendran ist das Cafe Kalambureau oder Kalambur
Breslau im Echtbild
Für Tassen-Sammler ist Breslau ein kleines El Dorado.
Das Blueberry-Röster-Logo auf der Espresso-Tasse; 2017
Espresso auf dem Dach vom Cafe Borowka, 2017
Auch im Espressotassen-Sortiment vom Cafe Borowka, 2017
Nicht besonders originell im Gniazdo; 2017
Galerie und Cafe Kalaczakra schenkt in Musetti aus. 2017
Caffe Mauro-Tasse im Cafe Bike im Toleranzviertel; 2017
Für eine Saicaf Familienaufstellung finden sich in meiner Sammlung sechs Mitglieder. Allerdings nur aus dem Hause Saicaf, der Traditionsrösterei aus dem apulischen Bari. Dort wurde Saicaf im Jahr 1932 zunächst als Bar begründet. Es fehlen die weiteren Saicaf-Marken Sao Cafe, Tobiaco und San Paolo, die mir noch nie als Bohne oder Tasse aufgefallen sind. Auch wenn manche Internetanbieter ein stattliches Bohnensortiment von Saicaf offerieren, mir persönlich ist bislang nur der Klassiker, Saicaf Classico, und Bar Miscela begegnet.
Espresso-Typologie
In deren Typologie der Espressofreunde geht es in diesem Fall um „Virtuos of Espresso“. Weiter heißt es: „You love risk, supports economic initiative for you because everything is possible.“ Schön getextet, klingt aber in Summe doch etwas dicke.
Saicaf-Tassen in Bildern
In diesem Fall geht es um Tassengeschichte. Am Anfang, dass gute alte gelbliche Porzellan, das später mit ähnlichem Logo auf schneeweißen Porzellan auf den Markt kommt. Es folgt mit hochgestalltem Logo in weißer Schrift auf rotem Grund die nächste Generation in konischer Tassenform – eine optisch nette Modeerscheinung. Und schließlich die rote Schrift auf weißem Grund. Welche Variationen – außer „dick und doof“ – die beiden Glasversionen – dazwischen noch erschienen sind, ließ sich bislang noch nicht feststellen.
Saicaf Familienaufstellung (2)
Saicaf Tassen- und Logohistorie
Saicaf Form und Farbe
Saicaf in Glas: Erinnert wird man ein bisschen an „dick und doof“
Im Prinzip hätte ich fast alles getrunken; dass ich im rumänischen Hermannstadt allerdings ein Hotelzimmer direkt neben dem Cafe Espressee hatte, war ein ausgesprochener Glücksfall. Denn nach fast einer Woche mit einem Esel durch die rumänischen Karpaten – in dieser Zeit gab es nur Wasser oder Tee – war die Espresso-Lust groß. Hinzu kam ein lauer Sommerabend, an dem ein perfekter Espresso mit Crema satt serviert wurde. Ich hatte vorher den Barista vom Espressee gebeten, mich mit ordentlicher Crema zu versorgen. Das sei bei ihnen Standard, wurde mir entgegnet.
Hier wird im Cafe Espressee Espresso zelebriert
Gastraum des Cafe Espressee
Eingang zum Cafe Espressee
Welche Bohnen aus dem Hause Pascucci zum Einsatz kamen, konnte ich allerdings nicht erfahren. Allerdings war das Ergebnis deutlich besser, als ich es etwa aus dem Cafe Pascucci in Leipzig kenne. Im rumänischen Espressee scheint man sich aber ausgiebig mit den Möglichkeiten zu beschäftigen, Espresso geschmacklich auszureizen. Dafür steht der hauseigene Training-Room, in dem Kurse angeboten werden. Auch die Kaffeekarte bietet mehr, als nur die Klassiker Espresso, Cappuccino oder Latte Macchiato.
Mal richtig wohltuend: Keine bloßen Sprüche, sondern Selbstverpflichtung.
Mindestens einmal im Jahr bin ich in Leipzig und mache einen Abstecher in die Kaffeerösterei Ganos. Einen guten Steinwurf von der Thomas-Kirche entfernt, in der einst Johann Sebastian Bach als Kantor dem Brot-und Butter-Geschäft nachging, findet sich am Dittrichring der Röstbetrieb.
Kaffeerösterei Ganos mit historischer Fassade
Der Probat-Röster bei Ganos
Die Neugier treibt mich immer rein, vorbei an dem Probat-Röster eines deutschen Maschinenbauers, oft vorbei an vielen Kunden, um dann doch vor den vielen Sorten ratlos an der Theke zu stehen. Es soll etwas mit ordentlicher Crema sein, ein kräftiger, nicht zu dunkler Geschmack und einfach Lust auf mehr machen. Mehr wird es bei mir immer, aber nur, weil ich nicht deutlich erklären kann, was ich will.
Probieren geht über Studieren
Zumindest bekomme ich nicht das, was ich mir wünsche. Oft sind es drei oder vier Espressi, in einer Viertelstunde, das geht manchmal auf die Pumpe. Das letzte Mal habe ich die Arabica-Robusta Espresso Hausmarke probiert, danach mir den Kaffee Indien Malabar Monsun als Espresso zubereiten lassen und schließlich den Espresso Kolumbien. Die habe ich mir aus dem vollen Eckregal rausgesucht, ich weiß gar nicht, wie viele Sorten Ganos anbietet. Für den geneigten Besucher gilt die chinesische Mahnung: „Viele Gewürze verwirren den Geschmack, viele Farben blenden das Auge.“ Ich kann da keine sinnvolle Probier-Strategie entwickeln. Alles interessant, aber nichts, was mich persönlich beglückt hat. Schon die Crema fand ich ziemlich hell, bei einem hatte ich gar einen bitteren Abgang. Egal, das nächste Mal probiere ich weiter.
Immerhin: Bei einer Untersuchung von Ökotest im Jahr 2010 konnten die Leipziger „Ganos Melange“ mit einem „sehr gut“ punkten. Verglichen wurden die Röstprodukte kleiner und mittlerer Röstbetriebe im Vergleich zu den großen Platzhirschen. Auffallendes Ergebnis der Tester damals: „Wir sind zufrieden – vor allem mit den Produkten der kleinen Röster. In der überwiegenden Zahl der Kaffees waren nur sehr geringe Schadstoffmengen.“ Dabei geht es etwa um den potenziell krebserregenden Schadstoff Acrylamid – der beim Rösten entsteht – auch bekannt aus Chipstüten und Pommesfriteusen. Die Diskussion, was nun „potenziell“ für den Alltag bedeutet, führe ich hier allerdings nicht.