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Bewusstseinserweiterung in der Kaffee-Fabrik

Beim Espressobestellen an der Bar der Braunschweiger Kaffee-Fabrik gibt es die Qual der Wahl. Etwas Robustes oder etwas Fruchtiges wird gefragt und fast schon reflexartig winke ich bei dem Thema Frucht ab. Frucht ist bei vielen Röstern eine Art Tarnname für saures Getränk. Als ich meine Bedenken äußere, schaltet sich Michael Jäger, Röster und Chef, in die Diskussion ein.

Er empfiehlt mir einen Blaubeeren-Espresso, der tatsächlich nach Frucht und nicht nach Säure schmeckt. Ich soll einen Doppio wählen und je einen Schluck heiß, mittel und lau trinken. Das werde für eine „Bewusstseinserweiterung“ führen. Ich bestelle einen, natürlich ungläubig, aber gut – man kann immer schlauer werden.

Bewusstseinserweiterung in der Tasse

Tatsächlich ist von „sauer“ nicht viel zu schmecken, dafür aber von einer Frucht, die dominanter wird, je kälter der Espresso wird. Die laue Version schmeckt tatsächlich schon wie ein Beerensaft. Das habe ich tatsächlich noch nie gehabt.

Es handelt sich dabei um den Espresso Intenso Due Nicaragua Blueberry Candy Microlot Nr. 93. Es handelt sich um die Varietät Red Catuai, die bei konstanten Temperaturen von 21 Grad wachsen und von Hand geerntet werden. Die gesamte Ernte im Januar 2017 habe gerade mal 20 Säcke á 69 kg betragen, 20 Säcke davon hat sich die Kaffee-Fabrik gesichert. Jäger schwärmt von „einer limitierter Rarität mit einem absolut einzigartigen Aromaprofil“.

So kommt der Espresso Intenso Due Nicaragua Blueberry Candy Microlot Nr. 93 in der Tasse daher und sorgt für Bewusstseinserweiterung

Solide Variante

Der zweite Espresso ist ein „Espresso Forte“, ein Blend aus Brasilien, Indien und Robusta aus Guatemala. Die Crema kommt tatsächlich fein und kräftig daher und ist vier von fünf Punkten auf meiner Skala wert. Der Geschmack ist rund und erdig, liegt bei mir aber eher im mittleren Bereich, als 3 von 5 Punkten.

Von Forte Espresso habe ich mir ein Kilo mitgenommen, das Blueberry Candy Microlot habe ich leider stehenlassen. Die Forte-Crema habe ich auchgefühlt in gleicher Qualität hinbekommen, auch wenn ich längst nicht so penibel zubereite, wie es die Kaffee-Fabrik tut.

Der Espresso Forte der Kaffee-Fabrik

Präzision der Zubereitung

Das Wasser mache viel aus, ansonsten notiert Jäger auch seine strenge Anleitung zur Zubereitung. Das ist für ein Röster-Cafe quasi auch unumgänglich, für den Heimbetrieb halte ich es für unnötig. Weder gehe ich penibel mit dem Kaffeemehl im Gramm um, noch bei der Wassermenge. Tendenziell liege ich eher im Ristretto-Bereich. Trotzdem für mich ein interessanter Ort, das eine oder andere auch in Zukunft dort zu entdecken und vielleicht eine weitere Bewusstseinserweiterung zu erfahren.

Strenge Anleitung für die präzise Zubereitung
Die Kaffee-Fabrik in Braunschweig

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Schock im Blauen Haus

Glück ist wohl etwas anderes. Als ich endlich mal nach Schwabach zum Blauen Haus Kaffee war auf einen Blick klar, dass der Zeitpunkt ganz blöd war. Denn in dem Röster-Cafe im historischen Teil der Goldschlägerstadt stand die Espressomaschine auf dem Fußboden, es wurde fleißig gewerkelt. Das hatte bitte Konsequenzen: An Kaffee gab es entweder eine Brühversion oder die nostalgische Variante aus einer Bialetti. Bialetti erschien als kleineres Übel, aber richtig froh bin ich damit auch nicht geworden.

In der Altstadt der Goldschlägerstadt Schwabach

 

Erst auf dem Boden, dann wird auf der Theke die Marzocco installliert – noch geht nix

Über den Wert der Crema

Dafür allerdings ließ sich doch interessant fachsimpeln über die Frage, ob die Crema auf dem Espresso überbewertet ist oder doch ein wichtiger Teil des Genusses. Ich bleibe dabei: Es ist sogar ein Indiz für die Qualität, die in der Espressotasse serviert wird – für Robusta-Bohnen sowieso, aber auch bei den Arabica-Verwandten. Allerdings scheint es so, als würde ich mich mit dieser Einschätzung auf dem absteigenden Ast befinden. So werde bei internationalen Verköstigungen schon mal die Crema als bitter-störender Zusatz vor dem Probieren einfach weggelöffelt.

Zum Trost habe ich mit Bohnen gekauft, Äthiopien Aricha leider nur im 250 Gramm-Beutel, statt 500 Gramm oder Kilosack. Das treibt am Ende des Gebrauchs meinen persönlichen Müllberg weiter in die Höhe. Das Aroma von Äthiopien Aricha wird auf der Packung mit Waldbeeren, Heidelbeeren, Steinobst und saftig beschrieben. In der Tat: Nachdem meine Mühle passend eingestellt ist, bekomme ich einen guten Espresso. Angenehm fruchtig mit feiner – keiner sauren – Säure, darunter aber noch überraschend viel Körper. Dafür gebe ich vier von fünf Punkte, für die Crema drei von fünf Punkten. Sie hat ein mittleres Braun, ist fein und stabil.

Extra-Infos

Hilfreich finde ich übrigens auch das Etikett der Bohnen von Schwabachs erster Röstmanufaktur Blaues Haus Kaffee. Sie informieren knapp aber immerhin über die alten äthiopischen Varietäten aus der Region Yirgacheffe (oder auch Yirga Cheffe) im Südwesten des Kaffeelandes (Yirhacheffe, Aricha, 1900m – 2100m), naturell aufbereitet.

Die Röstung Äthiopien Aricha gabs leider nur im 250 Gramm-Beutel