Ein Kinderspiel ist es nicht, den Eingang am Rückgebäude zur Kaffeerösterei Pinocchio im niedersächsischen Wolfenbüttel zu finden. Doch dafür lohnt sich der Besuch in den engen Räumlichkeiten allemal. „Es ist die kleinste Rösterei Norddeutschlands“, sagt Röster und Cafe-Chef Jo Weigmann. Vielleicht meint er die Räume, vielleicht seinen Bohnen-Output von gerade mal vier Kilo pro Stunde, vielleicht meint „Jo, der Kaffeemann“ beides.


In jedem Fall kann man sich im Pinocchio kaum sattsehen. Als erstes fällt die Lampe Marke Eigenbau auf, eine alte Kaffeebohnendose aus dem Hause Saquella. In Regalen, auf Fensterbrettern und an den Wänden finden sich zahlreiche alte Kaffeedosen, die mit Fleiß gesammelt werden. Dazwischen finden sich Kaffeemühlen und andere Trophäen der Sammlerleidenschaft. Der entsprechende Wahlspruch findet sich ebenfalls im Gastraum, gleich neben dem Porträt der 90-jährigen Eva aus einer Bar in Umbrien. Dort habe er das erste Mal an einer Kaffeemaschine gestanden. Ein älteres, 20-minütiges Video vom NDR, der noch Jo´s Zeit als rasender Kaffeeverkäufer in einem umgebauten Citroen finden sich hier. Seine früheren Touren mit dem italienischen Kultgerät Ape und seiner Schrauberarbeit an einem türksichen Trommelröster findet sich hier.


Caffé del Eva
Serviert wird der Caffé del Eva recht ordentlich, mit üppiger Crema, einem starken schokoladigen Körper, der sich weich und säurearm im Mund entfaltet. Der Espresso ist so gut, dass eigentlich ein Kilo für daheim fällig ist. Leider gibt es nur noch 500 Gramm, verteilt auf zwei Päckchen. In jedem Fall machen auch die hellen Bohnen einen guten Eindruck, die genau das am Ende aus der Maschine halten, was sie optisch versprechen. Das „Mäuseschwänzchen“ rinnt voluminös in die Tasse.

Pinocchio´s Tassenbestand
Das Pinocchio hat leider keine eigenen Tassen. Dafür kramt Jo aus einer Schatzkammer in der Ecke eine Sonderausgabe aus dem Hause des sizilianischen Rösters Ionia hervor. 2012 wurde im naheliegenden VW-Stammwerk „50 Jahre Italien in Wolfsburg“ mit der Extratasse begangen. Ein seltenes Stück, von dem sich der Pinocchio-Chef nicht trennen will.

Lessingfestival in Wolfenbüttel
Für manche könnte das schon ein Grund sein, Wolfenbüttel einmal aufzusuchen. Für andere könnte das diesjährige Stadtjubiläum ein Grund sein, die Lessingstadt einmal zu besuchen. Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing schuf hier beispielsweise „Nathan den Weise“, ein Schulklassiker, der aber auch sonst noch einmal gelesen werden kann. Ihren berühmten Sohn feiert Wolfenbüttel vom 5. bis 26. Mai 2018 – näheres hier unter Lessingstadt Wolfenbüttel.