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Der Drache von Varese im La Brasiliana Zambelli

Vielleicht ist es nicht ganz fair, über den Drachen von Varese im Caffè La Brasiliana Zambelli zu berichten. Alles in allem lohnt sich auch hier ein Besuch, wenn man in der lombardischen Provinzhauptstadt Varese unterwegs ist. Tatsächlich bin ich allerdings noch nie so eiskalt abserviert worden, als ich nach einer Tasse für meine Sammlung gefragt habe.

La Brasiliana Zambelli im Herzen von Varese

 

Gläserne Rösterei

Frisch geröstet im La Brasiliana Zambelli in Varese

 

Die italienische Röstmaschine

 

Imposant: Die italienische Röstmaschine im La Brasiliana Zambelli

Das Caffè mit gläserner Rösterei befindet sich im Herzen der Altstadt, die mit vielen kleine Plätzen und klassizistischen Wuchtbauten aufwarten kann. Geschützt unter Arkaden findet sich das Caffè La Brasiliana Zambelli, in dem gerade der La Brasiliana Super Miscela aus der tiefblauen Rösttrommel einen herrlichen Cafe-Duft verströmte. Der Röst-Mitarbeiter empfahl mir drei Sorten zum Probieren, bei der Tasse verwies er auf den Drachen an der Kasse. Mit insgesamt fünf Kilo Bohnen und vier Espressi für die Bar erkundigte ich mich auch nach einem neuen Sammlerstück – nicht nur vergebens, sondern im Ton frustrierend.

Der Espresso an der Bar, die bereits vorbereiteten Untertassen sprechen von einem üblichen Hochbetrieb, war sehr ordentlich, das Ambiente des 1932 eröffneten Unternehmens sehr ansprechend. Und der Super Miscela hat auch später in meiner Maschine jeweils vier von fünf Punkten für Crema und Geschmack bekommen. Die Bewerter bei Tripadvisor kommen auf eine Gesamtpunktzahl von 3,5 von 5 Punkten, 3 Punkte für Service. Vielleicht ein guter Mittelwert zwischen der Leistung an der Theke und an der Kasse.

Typisch italienischer Barbetrieb

 

Super Miscela in der Tasse

 

Das vermisste Sammlerstück

 

Kleine Produktauswahl für die heimische Maschine

Visit Varese!

Varese selbst ist eine kleine Uni-Stadt. Auffällig ist der auf der Straßenseite unscheinbare Palazzo Estense, der einst von Stendhal den Spitznamen „Versailles di Milano“ bekommen haben soll. Tatsächlich schaut die barocke Gartenanlage des 1771 fertiggestellten Bauwerkes eher wie eine Miniaturausgabe des Wiener Schloss Schönbrunn aus. Verpasst habe ist bei dem Kurzausflug den berühmten Sacro Monte di Varese. Der Heilige Berg gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und soll mit seiner einmaligen Aussicht auf das idyllische Umland beeindrucken.

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Cafes

White Bulldog – Hund auf Abwegen?

Es muss nicht unbedingt ein Hund auf Abwegen sein, wenn sich eine Bulldogge unter die Kaffeeröster mischt. Das gilt zumindest für die Nürnberger White Bulldog, die seit 2017 das Angebot an Coffee Roasters erweitert. Einen Steinwurf von den Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern der FAU-Uni entfernt, kam von dort schon viel Lob per FAU-Blog Meine FAU.

White Bulldog – ein Trendröster in Uni-Nähe

Säurebetont oder fruchtig

Im Ausschank ist Colombia El Buscador de Tolima, ein reiner Arabica, der leider nicht in einer gebrandeten Tasse sondern im Glas serviert wird. „Sehr säurebetont“, lautet mein erster Eindruck, doch Maxim Wagner, Sohn der White-Bulldog-Rösterfamilie klärt auf: „Fruchtig!“. Um mich zu überzeugen, gibt es El Buscador als Ristretto. Und der hinterlässt tatsächlich einen fruchtigeren Eindruck auf der Zunge. Beide Versionen überzeugen durch eine stattliche Crema, die im Glas besonders eindrucksvoll zur Geltung kommt.

Wohltuend ist auch der Hinweis an der Selbstbedienungstheke, den Kaffee zuerst einmal ohne Zucker zu probieren. Ich halte es für eine schlechte Angewohnheit beim Espresso, die nur dazu dienen kann, lieblose zubereitete Getränke geschmacklich erträglicher zu machen und so aufzuhübschen.

Selbstbewusst zeigt sich die Crema im White-Bulldog-Glas

 

Eine gute Form der Transparenz: Es wird sichtbar vor allen Augen geröstet.

White Bulldog Experiment

Neugierige können also im White Bulldog – und natürlich auch sonst überall – das Experiment wagen und auf Zucker verzichten. Die Bulldog-Familie lädt noch zu einem weiteren Experiment ein: Auf Basis eines Espressos wird ein Raffael-Caffee kredenzt, der mit Sahne und Vanille zubereitet wird. Dafür hat mir aber die notwendige Experimentierfreude gefehlt. In Summe aber ein schönes Café in der Altstadt, das bislang – häufig eine Rarität bei den Röstern – auch sonntags geöffnet hat.

Namensgebung

Bleibt noch die seltsame Namensgebung, die sowohl auf einen Hinweis auf die Rösterfamilie als auch auf das Kernprodukt verzichtet. Stattdessen wurde dem familieneigenem Lumpi ein Denkmal gesetzt. Daher finden sich wahrscheinlich so viele Bulldog-Konterfeis oder Porzellan-Hunde – auch das eine Frage des Geschmacks.

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Pingos Rösterkarte Update

Es hat wohl einigen Zoff um Pingos Rösterkarte gegeben. Zwischendurch hieß es sogar, die Karte wird vom Markt verschwinden. Gott sei Dank gibt es den Wegweiser für Espressofreunde nun in einer Version von Openstreetmap und findet sich nach wie vor über die Homepage der Hamburger Pioniere Quijote-Kaffee unter dem Reiter Röster kommt man zu Pingos-Rösterkarte. Die alte Google-Version, über die hier letztes Jahr berichtet wurde, ist damit obsolet.

Navigation zum Ziel

Links kann man sich durch die Karte navigieren, in spezielle Gegenden reinzoomen oder sich eine Liste bekannter Röstereien anzeigen lassen. Gesammelt wurden gut 750 Röster im ganzen Bundesgebiet, die man über die Stecknadeln in der Karte anklicken kann. In der Gesamtübersicht, die man sich auf der rechten Seite alphabetisch anzeigen lassen kann. Die Suche nach Röster-Namen funktioniert einwandfrei, die Suche nach Ortsnamen ist – als ich es probiert habe – anscheinend nicht angelegt.

Transparenz vor Wertung

Der Quichote-Anspruch zu maximaler Transparenz findet sich auch in der Karte wieder. Alle bekannten Kaffeeröstereien sind einfach und ohne wertende Beschreibung einfach von A bis Z aufgeführt. Angegeben werden Name und Anschrift, leider keine Internetadresse – das ist aber nur eine Frage der Bequemlichkeit. Keine Frage, die Karte ist einmalig und ermöglicht es einfach, sich einen Überblick im eigenen Großraum zu verschaffen. Außerdem kann natürlich beim Reisen quer durch die Rösterrepublik Deutschland die Route mit der Karte angepasst werden. Änderungen und Ergänzungen einfach an Pingo mailen.

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Gesundheit oder „Schlafen kannste, wenn du tot bist.“

„Vier Tassen Kaffee nützen der Gesundheit“, schreibt aktuell die FAZ und sorgt damit wohl für ein gutes Gewissen. Der Wissenschaftsredakteur bezieht sich auf eine Metastudie, die einmal mehr die gefühlte These unterstützt, dass täglicher Kaffee mehr nützt als schadet. Selbst die Feinde des guten Espressogeschmacks, allen voran ein oder gar zwei Stückchen Zucker könnten der positiven Wirkung keinen Abbruch tun.

Rezeptfrei zu bekommen

Weiter ist zu lesen, dass Koffein-Getränke – wahrscheinlich zählen auch die Gummibärchendrinks, also Energy-Drinks, dazu – „offenbar zur Risikominimierung“ beitragen. Die Rede ist etwa von Prostata- und Leberkrebs, Hautkrebs und Diabetes Typ 2, Gicht, bestimmten Leberzirrhosen und Gallensteinen. Die Rede ist sogar von positiven Zusammenhängen bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson.

Von der positiven Wirkung einer Genusskultur ist leider nicht die Rede. Umgekehrt ist sogar zu befürchten, dass der vielfach mäßig bis schlecht servierte Espresso vielleicht sogar Absicht gesundheitsbewusster Cafebetreiber ist. Der Abgrund des Espressos, ein Kaffee in kleiner Tasse, geht dann vielleicht als Therapeutikum durch und das Ganze ist ein Beitrag zur rezeptfreien Gesundheitsvorsorge.

kopiba´s Deathpresso – Schlafen kannste, wenn du tot bist

Für die Entdeckerliste sollte in diesem Zusammenhang auf alle Fälle das Hamburger kopiba stehen. Das Szenecafé ging 2009 als erste Rösterei im Schanzenviertel an den Start und bietet in seinem Shop ein breites Sortiment an Bohnen. Übrigens sogar ein kleines Sortiment an Rohbohnen, um den Trend zum Heimrösten entgegenzukommen.

Deathpresso in der kopiba im Hamburger Schanzenviertel lohnt sich auf jeden Fall

Weil es bei dieser Geschichte aber um Gesundheit geht, muss auf jedem Fall der St. Pauli Deathpresso Bio der kopiba Kaffeerösterei & Bar erwähnt werden. Ich hatte mir aus Hamburg ein Kilo (ca. 21 Euro) mitgenommen. Leider hatte ich nicht gewusst, dass der Totenkopf im Logo in Wirklichkeit ein Warnhinweis ist. Selbst als erfahrener Espressotrinker schaffe ich von dieser Sorte nur einen am Tag, dann fängt tatsächlich die Pumpe rasant an zu klopfen. Blutdruckmittel sind im Vergleich hierzu eine Spielerei. Aber wenigstens gibt es laut Wissenschaft keinen Prostata- und Leberkrebs.

Im Cafe kann man auch einen Blick auf den Röster im Nebenzimmer werfen

 

Eine der wenigen gelabelten Espressotassen – bei meinem Besuch wurde überwiegend im weißen Blanko-Porzellan serviert.

 

Eine „Tageslosung“ ist nicht nur den Kanzeln in den Kirchen vorbehalten.