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Glücksfall bei Sagers Kaffeerösterei

Die Begegnung mit Sagers Kaffeerösterei in Berlin war ein doppelter Glücksfall. Zum einen gab es ein Warnsignal, als ich am Lotte-Lenya-Bogen morgens vorbeigestapft bin. Aus den Tiefen des Erinnerungsvermögens gab es die Info, diesen Straßennamen wurde vor kurzen schon mal notiert. Dann gab es die Zusatzinfo aus dem Hirn: „Irgendetwas mit Rösterei.“ Also innehalten, abbiegen und neugierig Sagers Kaffeerösterei betreten.

Das Innenleben von Sagers Kaffeerösterei, Berlin

Zum anderen – also Glücksfall Nr. 2: Alexander Sager war gerade am Rösten, durch den ganzen Laden strömte eine Duftwolke aus der Röstmaschine, ein Traum. Dass dort mehr oder minder täglich geröstet wird, habe ich erst später erfahren. Es hat meinem Glücksgefühl keinen Abbruch getan.

Frischer geht es nicht: Der India Monsooned Malabar 100% Arabica

Zumal der Röstvorgang des indischen Arabicas gerade fertig war. Aus der Probat strömte hinter der Duftwolke das schwarze Gold. Den India Monsooned Malabar habe ich mir gleich kiloweise gesichert und den ganzen Tag durch Berlin geschleppt – eine gute Entscheidung. Aus meiner Maschine kommt eine traumhafte Crema und der runde, komplexe Malabar-Geschmack, kräftig, mit leichter Säure – für meinen Geschmack perfekt, also jeweils 5 Punkte.

Getestet und für top befunden.

Jammern versus demokratische Kaffeekultur

Jetzt kann man natürlich darüber jammern, dass die Öffnungszeiten den Sonntag schon mal komplett ausklammern und auch sonst eher an den kleinen Familienbäcker an der Ecke von früher erinnern. Auf gut deutsch: Wenn man nicht aufpasst, ist einfach zu. Außerdem wird eine halbe Stunde vor Toresschluss die Kaffeemaschine runtergefahren. Populäre Klage, zumal ich in Berlin häufiger vor verschlossenen Röstereien frustriert durchs Schaufenster gestarrt habe.

Kleine Kaffeeröstereien first!

Tatsächlich ist es nur ein geringer Preis dafür, dass an allen Ecken und Enden Röstereien aus dem Boden sprießen. Diese Vielfalt des Angebots hat die Oligarchie der Einheitssuppe der Branchengrößen ein Ende gemacht. Es gibt, dass lässt sich mal freiweg behaupten, für jeden Geschmack die passende Rösterei. Na gut, man muss sie finden. Aber diese Freiheit des Konsums ist im höchsten Grade demokratisch. Und weil es kein digitaler Plattformkapitalismus ist, sondern gute, analoge Handarbeit ist es ein weiteres Indiz für demokratische Kaffeekultur. Es gilt, wie bei einem guten Wahlbürger, ständig die Augen offen zu halten, ständig zu probieren und sich am Ende immer eine eigene Meinung zu bilden. Mein Fazit: Kleine Kaffeeröstereien first!

 

Sagers Kaffeerösterei, Berlin; von vorn oder hinten…
Sagers Kaffeerösterei, Berlin; von vorn oder hinten…