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Nürnberg: Cafe und Rösterei Bergbrand

Die schönste Art einen interessanten Espresso zu entdecken, ist ein unkontrollierter Gang durch eine Stadt. Das birgt Risiken, an versteckten, aber lohnenswerten Cafes in einer Seitengasse vorbei zu schlendern. Umgekehrt ist der Gang mit Google Maps vor der Nase für meinen Geschmack erlebnishemmend. So bin ich per Zufall in Nürnberg auf dem Weg zur historischen Touristenstraße Weißgerbergasse am südlichen Anfang auf das Cafe Bergbrand gestoßen. Vielleicht haben gerade die schlichte Aufmachung und die Tischchen außen aus groben Bohlen meine Aufmerksamkeit geweckt.

Last Minute Bergbrand-Espresso Ursprung

Es war leider schon kurz vor Schließung, aber die Wahl von fünf Espressi stimmte die Bedienung milde. Ich bin bei solchen Bestellungen immer etwas skeptisch – übrigens genauso, wie bei einem doppelten Espresso. Meine Urangst: Es gibt bei den Varianten doppelt oder zwei gefühlt nur die gleiche Menge Kaffeemehl mit doppelt so viel Wasser. Der servierte Espresso war mit leichter Creme solider Durchschnitt – vielleicht auch der Eile kurz vor Toresschluss geschuldet.

Bei Bezahlen an dem Holztresen hat mich der Blick auf die Probat-Rösttrommel noch einmal neugierig gemacht. Also habe ich mir zum Probieren daheim noch einmal ein Kilo „Ursprung“ mitgenommen, für den stolzen Preis von 28,80 Euro. Das ist für mein Kaufverhalten schon im oberen Bereich, gerade dann, wenn ich nicht weiß, was ich bekomme. Auf der Verpackung steht die Aufteilung 80% Arabica und 20% Robusta, mehr Info – außer Zubereitungstipps – finde ich nicht. Auf der Homepage werden sechs süd- und zentralamerikanische Kaffeeländer genannt, außerdem der Hinweis „nachhaltiger ökologischer Anbau“ und „fairer Handel“. Weiterführende Infos über die Schlagworte hinaus finde ich leider nicht. Der „Ursprung“ macht sich bei mir in der Maschine übrigens recht ordentlich und auf den ersten Eindruck besser als im Röstercafe – was mir persönlich immer schleierhaft ist. Vier für fünf Punkte hat er schon verdient.

Spontankauf: 1 Kilo Ursprung im Nürnberg Cafe Bergbrand
Spontankauf: 1 Kilo Ursprung im Nürnberg Cafe Bergbrand

 

Abgetrennt hinter einer Glastür: Die Probat-Rösttrommel.
Abgetrennt hinter einer Glastür: Die Probat-Rösttrommel.

Tasse im Echtbetrieb

Lockeres Sitzen an groben Tischen mit hauseigenem Bergbrand-Logo auf der Espresso-Tasse. Leider im Inneren der Tasse – und damit für das Sammlerregal eher ungeeignet.

Bergbrand im Bergbrand gibt es in Nürnberg auch im "Di Simo"
Bergbrand im Bergbrand, gibt es in Nürnberg auch im „Di Simo“ (Maxbrücke)
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Straßburg – der Espresso ist nicht entscheidend

Um nach Straßburg für ein verlängertes Wochenende zu fahren, gibt es viele Gründe. Meine Erfahrung nach dieser Zeit: Der Espresso gehört nicht zu den ersten Gründen. Das mag daran liegen, dass das Land von Cafe au Lait einen Espresso für einen kleinen Cafe au Lait ohne Milch hält. Neben diesem Vorurteil kann es aber auch daran liegen, dass ich einfach die verkehrten Cafes besucht habe.

Immerhin: lassen wir die Kirche im Dorf oder das Münster in Straßburg. Zurecht wurde die Altstadt auf der Insel des Flusses Ill, der Grande-Île, in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Im Spannungsfeld von französischer und deutscher Geschichte hat sich ein abwechslungsreiches Altstadtbild mit historischen Bauwerken unterschiedlichsten Typus entwickelt.

Entdeckt: Cafe Suspenders im Straßburger Franzosenviertel

Und wer beim Gang durch die Altstadt, genauer gesagt durch das „Franzosenviertel“ petit france, auf das kleine Cafe Suspenders stößt hat Glück. Nicht nur, weil es zu den wenigen Cafes gehört, die bereits um 9 Uhr morgens aufsperren. Der Espresso, der von einem Barista sorgfältig zubereitet wird, kann sich sehen lassen. Vielleicht eingefärbt von sonstigen Eindrücken gibt es hier für Farbe und Geschmack 5 Punkte. Den Cappuccino, der fachmännisch mit einer Blume serviert wird, habe ich nicht probiert.

 

Cafe Suspenders im Straßburger Franzosenviertel
Cafe Suspenders im Straßburger Franzosenviertel

 

Leicht zu übersehen: Das Cafe Suspenders
Leicht zu übersehen: Das Cafe Suspenders

 

Cafe Suspenders - klein, aber fein: Ein paar Plätze unten, ein paar Plätze im ersten Stock. W.C. im zweiten...
Cafe Suspenders – klein, aber fein: Ein paar Plätze unten, ein paar Plätze im ersten Stock. W.C. im zweiten…

 

Obwohl man der Intelligenz der Crowd zu Recht skeptisch gegenüber stehen kann, in diesem Fall kann das Urteil auf Tripadvisor als durchaus gerechtfertigt gelten. Suspenders konnte im Ranking einen stattlichen zweiten Platz einnehmen – zu Recht.

Probiert in Straßburg

Im Coffee-Shop von Cafes Henri ist das Ambiente zwar einladend für einen Kaffeefreund, der servierte Espresso erinnert allerdings eher mit seiner hellen, schaumigen Crema an die Schweizer Schümli-Zubereitung. Dafür gebe ich nach einem Kurzbesuch und ohne zweite Tasse nur 2 wohlwollende Punkte. Die französische Rösterei Cafes Henri befindet sich seit der Gründung im Jahr 1949 im Familienbesitz und röstet im Norden von Straßburg in Hœrdt. Der Fokus auf Gastronomie, Großhändler und Gastronomieketten sowie auf die Möglichkeiten der Cafés Henri Kaffeeautomaten kann vielleicht als eine Begründung dienen.

Verschwiegen werden soll aber nicht, das sich etwa auf einem ausgedienten Schiff, dem Cafe Atlantico recht ordentlich frühstücken lässt. In der lokalen Boulangerie-Kette Paul lässt sich in der Rue des Francs Bourgeois, kurz vor dem Kleber-Platz, der Espresso nett im historischen Hinterzimmer mit alten Kacheln und Holz schlürfen (2 Punkte). In dem kultigen L‘Épicerie, eingerichtet wie ein Kolonialwarenlanden, war die Espressomaschine kurz vor Mitternacht schon aus. Zum Trost gab es einen Pinot Noir aus dem Elsaß und Tartine, in diesem Fall eine warme Scheibe Bauernbrot, bestrichen mit warmen Ziegenkäse, gerösteten Mandelscheiben und Honig. Sollte der Espresso so sein wie die Tartine, würde ich blind zumindest 4 Punkte geben.

Tassen im Echt-Betrieb

Notbehelf oder neu? Segafredo mal nicht in schwarz oder weiß, sondern im Wasserglas. Gefunden im Cafe Tapas.
Notbehelf oder neu? Segafredo mal nicht in schwarz oder weiß, sondern im Wasserglas. Gefunden im Cafe Tapas.
Frühstück im Cafe Atlantico
Frühstück im Cafe Atlantico

 

Auch ohne Espresso einen Besuch wert
Auch ohne Espresso ist das L‘Épicerie im Herzen von Straßburg einen Besuch wert

 

Schöne Tasse im sehenswerten Hinterzimmer der Boulangerie-Kette Paul
Schöne Tasse im sehenswerten Hinterzimmer der Straßburger Boulangerie-Kette Paul

 

Eisdiele im Touristen-Hochfrequenz-Gebiet direkt vor dem Münster
Eisdiele im Touristen-Hochfrequenz-Gebiet von Straßburg direkt vor dem Münster

 

Brosio-Tasse mit roten Schriftzug im Tasseninneren im "Petit Cafe"
Brosio-Tasse mit roten Schriftzug im Tasseninneren im „Petit Cafe“

 

"Reck Cafes"-Tasse im Cafe "Too Choco"
„Reck Cafes“-Tasse im Cafe „Too Choco“

 

 

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Experiment im Josephs mit Cold Brew Coffee

Das Nürnberger Josephs ist immer einen Besuch wert. Auch wenn sich in den Räumen eine fränkische Kaffeekette befindet, der eigentliche Grund sind die ausgestellten Ideen und Prototypen von Firmen. Sie wollen sich hier einem Härtetest unterziehen, also gute Urteile von Verbrauchern und Besuchern, die die Ausstellungsstücke testen. Die Service-Manaufaktur Josephs ist ein Experiment der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS.

Unter den aktuellen Exponaten findet man auch eine ausgereifte Anlage für Cold Brew Coffee. Sie ist anders als die do-it-yourself-Konstruktionen aus gängigen Haushaltsartikeln, bei der man oben sein kaltes Wasser reingießt und wartet. Hier gibt der Wasserbehälter nur tröpfchenweise das Wasser auf das gemahlene Kaffeemehl. Entsprechend beschaulich tröpfelt der kalte Kaffee in das Auffanggefäß – „Zen der Kaffeezubereitung“ schießt einem durch den Kopf.

Josephs Servicemanufaktur Nürnberg; Bei der Themenwelt "Reise und Freizeit" ist  auch das Prinzip "Cold Brew Coffee" zu sehen und zu probieren
Josephs Servicemanufaktur Nürnberg; Bei der Themenwelt „Reise und Freizeit“ ist auch das Prinzip „Cold Brew Coffee“ zu sehen und zu probieren

Cold Brew Coffee on the Rocks

Das eigentliche Problem ist das Whiskyglas Kaffee on the Rocks, das man zum Probieren hingestellt bekommt. Das ist nur mit zwei Eiswürfeln veredelt. Für jemanden, der nur zum Espresso greift und ein Kännchen Kaffee, Eiskaffee und ähnliche Produkte einfach stehen lässt, eine Härteprüfung. Es schmeckt nach kalten Kaffee, Besonderheiten lassen sich nicht entdecken, außer dem Versuch, das Produkt durch eine extravagante Zubereitung interessant zu machen. Auffällige Nebenwirkung: Selbst für einen erfahrenen Espressotrinker, der beim Herumstöbern es mal auf fünf Espressi pro Stunde bringt, ist Cold Brew Coffee eine Prüfung, die ans Herz geht. Der Blutdruck steigt beachtlich.

Cold Brew Coffee on the rocks, serviert im Nürnberger Josephs
Cold Brew Coffee on the rocks, serviert im Nürnberger Josephs

Das Kaffeekonzentrat Cold Brew Coffee gilt als besonders säurearm und damit für Menschen mit empfindlichen Magen als bekömmlich. Die Rede ist von etwa 70 Prozent weniger Säuren und Bitterstoffe bei dieser kalten Extraktion. Manche raten dann dazu, das Konzentrat wieder mit heißem Wasser aufzugießen oder mit einer Eiskugel zu servieren. Mit fehlt dazu die Phantasie. Einmal probieren reicht.