Exponiertes Cafe: Winkel van Sinkel
Seit jeher haben mich die vielfältigen Cafes in den Niederlanden fasziniert. Ob ein Vorurteil oder Fakt: Quer durch alle großen Städte überwiegen Cafes, bei denen die Betreiber ein gutes Händchen hatten, alte oder neue Bausubstanz zu einem attraktiven Treffpunkt zu kultivieren. Die Liste ist lang, geht über Amsterdam und Rotterdam bis zur Provinzhauptstadt Utrecht, zum Beispiel zum Cafe Winkel van Sinkel. Das historische Gebäude steht exponiert an der Oudegracht. Der Name geht auf den norddeutschen Kaufmann Anton Sinkel zurück, der sich 1824 das Gebäude kaufte und zu einem Geschäft (=Winkel) umbauen ließ. Es gilt als erstes Kaufhaus von Holland und wurde im neoklassizistischen Stil umgebaut. An der Fassade finden sich vier riesige gusseiserne Statuen, Frauen in griechisch anmutenden Gewändern. Sie konnten damals nur im industriell fortschrittlichen England produziert werden. Als sie per Schiff zum Geschäft transportiert wurden, soll der Kran unter dem Gewicht zusammengebrochen sein. Seitdem wurden die Frauenstatuen mit den Spitznamen „die gefallenen englischen Frauen“ und „die englischen Huren“ verspottet.

Treffpunkt Winkel van Sinkel
1839 wurde das Kaufhaus im neuen Outfit eröffnet und konnte sich bis 1898 als erstes Haus am Platze behaupten, bis sich dann eine Bank für über ein Jahrhundert dort niederließ. Nach einigen Jahren Leerstand wurde 1995 das Gebäude als Kultur- und Gastroeinrichtung wiederbelegt. Im ebenerdigen Eingangsbereich findet sich das überdachte Straßencafe, dass sich bis heute als Treffpunkt für oder nach dem Stadtbummel erhalten hat. Zeitungsleser, junge Familien, frisch Verliebte – das nebeneinander ist ein typischer Vorzug niederländischer Cafe-Kultur. Die Einrichtung ist im schlichten und funktionalen Cafehausstil gehalten und unterstreicht so den offenen Charakter des Hauses.

Morgens Espresso, abends Party
Tagsüber lockt der Winkel van Sinkel im Herzen von Utrecht mit seinem großen Cafe und Restaurant, nachts verwandelt er sich in eine Welt mit Antons Bar, Nachtrestaurant und Cocktail Lounge. In diesem Jahr machte das Kleinod etwa auch bei den Feierlichkeiten zum 380 jährigen Bestehen der Uni Utrecht mit, mit etwas Retrogeist wurde auch die erste Utrechter Rollerdico (Rollschuhdisco) durchgeführt. Geschmackssache, aber ein Besuch von Utrecht und dem Cafe ist empfehlenswert.