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Cafe: Winkel van Sinkel in Utrecht

Exponiertes Cafe: Winkel van Sinkel

Seit jeher haben mich die vielfältigen Cafes in den Niederlanden fasziniert. Ob ein Vorurteil oder Fakt: Quer durch alle großen Städte überwiegen Cafes, bei denen die Betreiber ein gutes Händchen hatten, alte oder neue Bausubstanz zu einem attraktiven Treffpunkt zu kultivieren. Die Liste ist lang, geht über Amsterdam und Rotterdam bis zur Provinzhauptstadt Utrecht, zum Beispiel zum Cafe Winkel van Sinkel. Das historische Gebäude steht exponiert an der Oudegracht. Der Name geht auf den norddeutschen Kaufmann Anton Sinkel zurück, der sich 1824 das Gebäude kaufte und zu einem Geschäft (=Winkel) umbauen ließ. Es gilt als erstes Kaufhaus von Holland und wurde im neoklassizistischen Stil umgebaut. An der Fassade finden sich vier riesige gusseiserne Statuen, Frauen in griechisch anmutenden Gewändern. Sie konnten damals nur im industriell fortschrittlichen England produziert werden. Als sie per Schiff zum Geschäft transportiert wurden, soll der Kran unter dem Gewicht zusammengebrochen sein. Seitdem wurden die Frauenstatuen mit den Spitznamen „die gefallenen englischen Frauen“ und „die englischen Huren“ verspottet.

Cafe Winkel van Sinkel in Utrecht
Cafe Winkel van Sinkel in Utrecht (oben die vier Frauenstatuen)

Treffpunkt Winkel van Sinkel

1839 wurde das Kaufhaus im neuen Outfit eröffnet und konnte sich bis 1898 als erstes Haus am Platze behaupten, bis sich dann eine Bank für über ein Jahrhundert dort niederließ. Nach einigen Jahren Leerstand wurde 1995 das Gebäude als Kultur- und Gastroeinrichtung wiederbelegt. Im ebenerdigen Eingangsbereich findet sich das überdachte Straßencafe, dass sich bis heute als Treffpunkt für oder nach dem Stadtbummel erhalten hat. Zeitungsleser, junge Familien, frisch Verliebte – das nebeneinander ist ein typischer Vorzug niederländischer Cafe-Kultur. Die Einrichtung ist im schlichten und funktionalen Cafehausstil gehalten und unterstreicht so den offenen Charakter des Hauses.

Espressotasse des Cafes Winkel van Sinkel (Cafe-Logo)
Espressotasse des Cafes Winkel van Sinkel (Cafe-Logo)

Morgens Espresso, abends Party

Tagsüber lockt der Winkel van Sinkel im Herzen von Utrecht mit seinem großen Cafe und Restaurant, nachts verwandelt er sich in eine Welt mit Antons Bar, Nachtrestaurant und Cocktail Lounge. In diesem Jahr machte das Kleinod etwa auch bei den Feierlichkeiten zum 380 jährigen Bestehen der Uni Utrecht mit, mit etwas Retrogeist wurde auch die erste Utrechter Rollerdico (Rollschuhdisco) durchgeführt. Geschmackssache, aber ein Besuch von Utrecht und dem Cafe ist empfehlenswert.

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Espresso

Krasser Stoff: El Gran Crasso von Quichote

Krasser Stoff: El Gran Crasso

Das ist der Hammer: Der El Gran Crasso rinnt oder tröpfelt nicht aus der Maschine, sondern kommt selbstbewusst, dunkel und vor allem voluminös. Ich habe 250 Gramm in die Mühle geschüttet und ohne viel Justirerei am Mahlgrad ein absolut überzeugendes Ergebnis bekommen. Der indische Robusta der Kooperative Organic Wayanad aus dem Hause Quijote enthält nach eigenen Angaben „eigentlich 110 % Robusta“ und diese Einschätzung ist gerechtfertigt. 5plus von 5 Punkten für die Crema, 5 von 5 Punkten für den Geschmack. Die dunkle und volumige Crema in der Tasse sorgt im Mund für einen volumigen Eindruck, also kein Wasser, sondern eher wie Zuckerwatter – auch wenn der Espresso natürlich immer ohne Zucker probiert und genossen wird.

El Gran Crasso von Quichote
El Gran Crasso von Quichote

Espresso wie dunkelste Schokolade

„Doppeltes Koffein – Halb so viel Aroma“ wird von Haus aus der Espresso El Gran Crasso beschrieben. Der Koffeinschock für den Kreislauf lässt sich bestätigen, es ist ein Genussespresso, bei dem man die Tagesdosis vorsichtshalber halbieren sollte. Halb so viel Aroma ist untertrieben. Es ist ein breites Geschmackserlebnis, tiefdunkle Schokolade, die auch nach dem letzten Schluck noch angenehm im Mund verbleibt. Unangenehme Bitterkeit oder modische Betonung der Säure finden sich dankenswerter Weise nicht.

Quichote hat die indische Fairtrade-Kooperative Organic Wayanad über die befreundete Freiburger Rösterei Elephant Beans von Gründer Jörg Volkmann. Elephant Beans hat der Kooperative zuletzt ein Bohnenfeuchtemessgerät zur Verfügung gestellt, um die Trocknung besser zu kontrollieren. Der Kaffee wird natürlich nicht industriell in ein paar Stunden getrocknet, sondern in einem Trockenzelt. Kaffeekirschen enthalten von Natur aus etwa 50 bis 60 Prozent Wasser. Dieser Anteil wird auf 10 bis 15 Prozent reduziert. Indien produziert mit rund 316.000 Tonnen Kaffee nur rund ein Zehntel von weltgrößten Herstelelr Brasilien, rangiert aber im weltweiten Vergleich nach Vietnam, Indonesien und Kolumbien auf Platz 5.

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Espresso

Espresso: Bio Cafe Yungas

Geschmack und Milde in einer Tasse

In meiner Mühle befinden sich derzeit – leider nur – 250 Gramm Yungas, ein Bio-Kaffee mit einem Naturland-Zertifikat aus dem bolivianischen Hochland. Die Bohne aus der Reihe „Cafe Rarität“ wird über den Online-Shop von Gepa angeboten. Der Internetpreis liegt hier bei 7,29 Euro, bei meinem Edeka-Supermarkt (E-Center-Schätz) seltsamerweise bei unter 7 Euro. Nach der gefühlten Internet-Logik müsste der Online-Preis evtl. mit Versandkosten eigentlich unter dem Preis des stationären Handels liegen.

Der Yungas kommt dunkel aus der Maschine und bekommt für die Crema 4 von 5 Punkten. Der Mythos, dass Arabica-Bohnen keine Crema liefern, ist somit erneut widerlegt, auch wenn Robusta grundsätzlich stattlichere Crema liefert.  Die in der Produktbeschreibung mit 2 von 5 Kaffeebohnen als mild bezeichnete Hochlandbohne ist tatsächlich mild, leicht nussig und schokoladig und stellt die Erwartungen zufrieden. Dafür gibt es ebenfalls 4 von 5 Punkten.

Naturland-Bohnen Yungas aus dem bolivianischen Hochland
Naturland-Bohnen Yungas aus dem bolivianischen Hochland

Regionalität ist im Kommen

Regionalität bei Lebensmitteln halte ich per se schon für einen Gewinn. Nur durch diese Lokalisierung kann man überhaupt nur die Angebote im Regal unterscheiden. Bei einer Nürnberger Bratwurst gibt es zwar einen streng eingegrenzten Herstellungsort – mehr aber auch nicht. Ob das Bratwurstgehäck von einem Landwirt vor Ort, aus Norddeutschland, der Ukraine oder sonstwo herkommt, lässt sich anhand eines intransparenten Lebensmittelrechtes nicht nachvollziehen. In diesem Fall kommt der Bio-Arabica von der Monte Verde-Kooperation aus Bolivien, angebaut auf einer Höhe von 1.600 bis 1.850 Metern in der „Kaffee-Provinz“ Caranavi. Konsequenterweise werden die Bohnen laut Anbieterbeschreibung „handgeflückt und sonnengetrocknet“. Das schmecke ich nicht heraus, gibt aber mit Blick auf den gesamten Herstellungsprozess ein gutes Gefühl.

Öko-Text-Bestnote für Yungas

2012 (!) wurde auch der Yungas unter die Lupe genommen. Gepa weist auf das ausgezeichnete Abschneiden bei dem Öko-Test  hin. Demnach wird bei den Test z.B. eine fünfprozentige Abweichung bei der Herkunftsangabe toleriert. Bei dieser Gepa Cafe-Rarität wurden allerdings keine anderen Anbauregionen identifiziert.

 

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Cafes

Cafe Maya Kaffeerösterei

Kaffeerösterei Maya

Für den Hamburgbesucher liegen die Cafes der Kaffeeröster es nicht unbedingt in der Nähe touristischer Attraktivität, daher man muss sich entscheiden: Lieber Elbgold, Quijote-Kaffee oder die Maya Kaffeerösterei? Die Wahl fiel auf Maya, einen Steinwurf von der S-Bahn-Haltestelle Hammerbrook entfernt.

Blick durch das Cafe Maya auf die gläserne Rösterei
Blick durch das Cafe Maya auf die gläserne Rösterei
Leider keine Maya-Sammlertasse
Leider keine Maya-Sammlertasse

Man sitzt schön im Maya, neben den kleinen Tischen finden sich auch gute 60er Jahre-Möbel, die teils mit ausgedienten Kaffeesäcken bezogen sind. Für den neugierigen Kaffeefreund sind Bohnenproben ausgelegt und man kann einen Blick in die gläserne Rösterei werfen – leider war dort kein Betrieb.

Der Malus eines Spontanbesuchs: Man trifft auf einen Regelbetrieb, der vielleicht ein authentisches Bild wiedergibt. Allerdings lässt sich so nicht immer das Potenzial eines Espressos erkennen. „Es ist der Kräftige“, heißt es lapidar beim Bestellen, um welche Bohnen es bei Spezialisten für äthiopische und mexikanische Sorten handelt, war im Tagesbetrieb nicht zu erfahren. Auf der Homepage ist zumindest zu erfahren, dass für die Mexikaner die Arabica-Hochlandbohnen und der Robuste Bukoba im EU-Bio-Verfahren angebaut werden.

Maya Kaffeerösterei, Hamburg
Maya Kaffeerösterei, Hamburg

Geröstet wird mit einer Joper Trommelröstanlage, je nach Kaffeesorte zwischen 15 und 20 Minuten bei einer mittleren Rösttemperatur von ca. 200 Grad Celsius, ist im Internet nachzulesen. Empfohlen wurde mir „Röstmeister Igor“, der sich viel Zeit für Gäste nimmt und sie in die Geheimnisse seiner Arbeit gern und ausgiebig einweiht. Wie gesagt. Leider war er nicht da.

Espresso-Konsumentenerfahrung

Ich habe drei Tassen Espresso geordert, „kräftig“ (und unbekannt), dann hing ein einer Mühle das Schildchen „Tierra Madre“ und der dritte, „Mexiko“, wurde mir als „mild“ verkauft. Alle drei hatten eine mäßige Crema, der „Milde“ entpuppte sich als die berüchtigte „Gastro-Fehlbrandmischung“, er schmeckte eindimensional und streng nach verbrannter Röstware. Auch der angeblich schokoladige Tierra Madre und der Kräftige konnten nicht beim Besuch überzeugen.

Dass man einen Moment mit einer unwirschen Bedienung erwischt kann vorkommen, ist aber unnötig. Ob Wasserdruck zu gering oder Mühle nicht richtig eingestellt oder das Sortiment einfach nicht in mein Geschmacksschema passt – ich komme wieder und möchte mich gern mal auf die originelle Außenbestuhlung aus umgebauten Europaletten setzen.

Außenmöblierung der Maya Kaffeerösterei, Hamburg
Außenmöblierung der Maya Kaffeerösterei, Hamburg

 

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Branche und mehr

Markt: Fairtrade-Kaffee im Aufwind

Fairtrade-Kaffee legt in Deutschland zu

Ein guter Espresso muss zuallererst einmal die Genusslust befriedigen. Erst danach kann man sich mit der Bio-Qualität, mit dem zertifizierten Herstellungsweg via Fairtrade oder mit den Bezugsquellen hierzulande, wie Direktverkauf über Rösterei, Fachhandel oder Online-Shopping.

Auch wenn die Verbraucher am allerliebsten zur Fairtrade-Banane greifen, auch das Geschäft mit erzeugerfreundlichen, weil teureren Fairtrade-Kaffeebohnen legt in der deutschen Konsumlust zu. Fairtrade-Kaffeeverkäufe entwickelten sich im letzten Jahr mit vier Prozent Wachstum auf knapp 14.000 Tonnen positiv. Der Marktanteil in Deutschland liegt allerdings bei übersichtlichen drei Prozent.

Espresso trinken und helfen

Espresso, Bananen, Kakao oder Blumen mit Fairtrade-Siegel sorgten im letzten Jahr für einen Gesamtumsatz von 978 Millionen Euro in Deutschland. Das entspricht einem Zuwachs von 18 Prozent oder rechnerisch zwölf Euro pro Verbraucherkopf und Jahr in Deutschland. Den Produzentenorganisationen in Schwellen- und Entwicklungsländern bescherte das nicht nur stabile Preise und eine zusätzliche Sozialprämie, zuletzt immerhin 16 Millionen Euro. Die Prämie wird zusätzlich zum Verkaufspreis gezahlt und fließt in Projekte wie die Verbesserung der Infrastruktur, Organisationsaufbau, Bildungsarbeit und direkte Unterstützung für Kleinbauernfamilien oder lohnabhängig Beschäftigte auf Plantagen. Um vor Ort noch gezieltere Unterstützung anzubieten, hat Fairtrade International Arbeitsschwerpunkte zu den Themen Frauen- und Kinderrechte, Klimawandel, Arbeiterrechte und Stärkung von Kleinbauern festgelegt.

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Espresso

Espresso Cargado

Espresso Cargado mit Gepa-Siegel

Beim Einkaufen schaue ich immer wieder in der „Dritten Welt-Ecke“ vorbei, um Neues zu entdecken. Zum Espresso Cargado habe ich zum zweiten Mal gegriffen, weil ich den in guter Erinnerung hatte. Mein Urteil für das Ergebnis in der Espressotasse: 4 von 5 Punkten für die nussbraune Crema, für den Geschmack gebe ich 3,5 von fünf Punkten. Leicht säurebetont finde ich ihn, geschmacklich „mittelkomplex“, also man schmeckt mehr, als erwartet. Aber auch nicht so viel, dass es mich vom Hocker haut. Ich sage mal deutlich erdig-nussig, aber auch nicht mehr. Der Eigenbeschreibung „aromatisch-kräftiger Geschmack und elegante Crema“ kann ich aber nur teilweise folgen. Die Langzeitröstung besteht zu 70% aus Arabica-Bohnen, 30% sind Robusta. Verarbeitet wurden fünf Sorten aus Nicaragua, Tansania und Uganda, die ich allerdings nicht herausschmecke.

 

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Espresso Cargado
Espresso Cargado

Dritte Welt glücklich trinken

Fair Trade-Produkte finde ich prinzipiell gut. Der geneigte Mitteleuropäer dürfte in der Regel locker in der Lage sein, den Mehrpreis für Kaffee, Schokolade oder Reis zu bezahlen. Zumal dafür die operative Einheit am anderen Ende der Welt, der Bauer mit seiner Familie oder das landwirtschaftliche Mini-Kollektiv, deutlich mehr Geld für ihre Ernte bekommen, als beim freien Spiel der Weltmarkt-Kräfte. Denn in diesem Geschäft drängeln sich immer wieder gern Spekulanten rein, die mit gut gefüllten Kassen das Kräftespiel von Angebot und Nachfrage pervertieren.

Der Nachteil bei Produkten etwa aus dem Hause Gepa (www.gepa.de), der im Übrigen auch auf entsprechende Bio-Produkte zutrifft. Geschmacklich will ich nicht für die Dritte Welt leiden. Das war schon vor über 20 Jahren so, als ich mit TransFair-Kaffee, damal snoch gemahlen, gekauft habe und außer einem guten Gewissen keinen Mehrwert entdecken konnte. Gestaunt habe ich beim Cargado, wo der überall im Netz zu bekommen ist. Es scheint sich also um ein bedeutendes Produkt mit Gepa-Siegel zu handeln, zum Kilopreis von knapp 18 Euro. Abei: Fair Trade und oder Bio gut und schön, aber am Ende ist und bleibt der Genuss entscheidend.

 

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Tassen

Tassen: Meine Lavazza-Sammlung

Meine Lavazza-Tassen-Sammlung

Meine erste "Sammel-Tasse" von Lavazza
Meine erste „Sammel-Tasse“ von Lavazza

Die erste Tasse meiner Sammlung, oder besser noch: die Tasse, die meine Sammellust weckte, war die Lavazza-Espressotasse. Damals noch ein weißer Schriftzug auf dem tiefblauen, hochkantigen Rechteck. Das war irgendwann in den 1990er Jahren. Ich wandelte mich gerade zum Cappuccino-Besteller zum Espressotrinker, weil ich dem Milchschaum – bis heute – aus H-Milch nichts abgewinnen kann.

Seitdem habe ich eine kleine Sammlung aufgebaut, die sich im Wesentlichen an zwei Kriterien orientiert: Entweder muss die Tasse mit dem Röster-Schriftzug verziert sein oder mit dem Logo des jeweiligen Cafes. Nur in Ausnahmefällen beachte ich rein weiße Tassen, die sich etwa durch eine besondere Form auszeichnen. Oder die Tassen mit einem arabisch-floralen Design, in denen der türkische Mokka – nur mit einer Minimalmenge an Zucker – gern serviert wird. Die von der Porzellanindustrie oder von einigen Großröstern editierten Sammlertassen konnten mein Interesse nicht wecken.

 

Die Tasse an sich

Über die ideale Form einer Espressotasse lässt sich trefflich streiten. Ganz sicher ist, dass das Fassungsvermögen bei maximal 70 Milliliter endet. Aktuell ist die konische Form der große Trend, die den Espressoduft anscheinend am besten für die Nase vor dem ersten Schluck bereithält. Die bauchige, dickwandige Ausführung, die Italienbesucher bei der ersten Rast auf italienischer Seite oftmals aus dem Hause Fini auf den Tresen geknallt bekamen, hat für mich auch seinen Reiz. Überhaupt fällt die Vielfalt der Möglichkeiten auf, mit denen Designer einer Tasse Form gegeben haben – lassen wir mal die Untertassen außen vor. Eine gerade Tassenwand ist anscheinend der Hotellerie und den Tassenbedruckern vorbehalten. Ansonsten stößt man mit einiger Aufmerksamkeit auf fast alle Formmöglichkeiten: flach, bauchig, dünnwandig, konisch dickwandig, konisch dünnwandig, bauchig hochgezogen, streng konisch, dickwandig konisch und und und…. Dazu kommen noch die Ausführungen des Tassenhenkels, die sich zwischen der puristischen Illy-Variante und dem einst üppig geschwungenen Griff aus der Wiener Traditionsrösterei Julius Meinl klassifizieren lassen.

Espresso-Tassen-Sammlung, Ausschnitt I
Espresso-Tassen-Sammlung, Ausschnitt I

 

Meine Lavazza-Tassen

Meine Lavazza-Tassen
Meine Lavazza-Tassen

Mittlerweile habe ich sechs unterschiedliche Tassen aus dem Hause Lavazza im Bestand. Der Wandel des Firmenlogos, die Antwort auf den Zeitgeist, lässt sich so nachvollziehen. Noch offensichtlicher ist es bei der Logo-Geschichte etwa von Cremcaffe sichtbar. Bei Lavazza habe ich mich schon ziemlich gut sortiert gefühlt, bis ich auf die Seite von Bjoern Dieck (www.art-scream.de)  gestoßen bin, der seine Lavazza-Tassen ordentlich katalogisiert und alphabetisch geordnet hat. Na gut, ein Grund mehr, weiter durch die Cafes zu ziehen.

Tausch oder Flohmarkt gehören nicht zu meinen Sammelaktivitäten. Ich dürfte so ziemlich aus jeder Tasse getrunken haben, die sich in meinen Regalen oder aus Platzgründen im Keller befinden. So viel Eigenkultur man den Espressotassen zugesteht, für mich bleibt der kommunikative Kontext, also das Sitzen, Plaudern oder Diskutieren im Cafe, der wichtigere Aspekt. Mal fasziniert Architektur oder Flair von Espressobar oder Cafe, mal sind es die Begleiter bei der Tour.

 

Lavazza Puraforma
Auch dabei: die schlichte Lavazza Puraforma, die ganz ohne Farbe auskommt.

Lavazza im Echt-Bild

Cafe Ekfest im tschechischen Karlsbad, 2010
Cafe Ekfest im tschechischen Karlsbad, 2010

 

Caffe "Stella Polare" im italienischen Triest
Caffe „Stella Polare“ im italienischen Triest, 2014

 

"Haus Heuport" in Regensburg
„Haus Heuport“ in Regensburg, 2013

 

"Cafe Promenade" im österreichischen Graz, 2009
„Cafe Promenade“ im österreichischen Graz, 2009

 

"U2 Sushi Do" in Nürnberg, 2008
„U2 Sushi Do“ in Nürnberg, 2008

 

"Fleetschlösschen" in Hamburg, 2014
„Fleetschlösschen“ in Hamburg, 2014

 

2014 Lavazza weiß im Mailänder Hotel Townhouse 31
2014 Lavazza weiß im Mailänder Hotel Townhouse 31
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Cafes Espresso Tassen

Espresso: Rösttrommel im Akimoto oder Entscheidung unter Risiko

Rösttrommel Espresso im Suhsi-Restaurant Akimoto

Hinterher ist man immer schlauer. Über das Suhsi Restaurant Akimoto in der einstigen Nürnberger Industriebrache „Auf AEG“ lässt sich Gutes sagen. Die Garnelen in Knoblauchsoße (Ebi Ninniku) sind außergewöhnlich lecker, gleiches gilt für Ura Maki, etwa mit Lachs, Avocado und Sesam. Eigentlich hätte man das Essen mit einen Ingwer- oder Reis-Tee beschließen sollen. Doch für die Risiko-Entscheidung eines abschließenden Espressos gab es zwei gute Gründe. Zum einen warb die Nürnberger Kaffeerösterei Rösttrommel explizit auf der Akimoto-Karte für ihren Espresso. Zum anderen konnte man vom Tisch aus einen Blick auf den Rösttrommel-Standort „Auf AEG“ – Luftlinie ca. 200 Meter – werfen. Dort wurde vor ein paar Jahren die zweite Nürnberger Rösterei eröffnet.

Entscheidung unter Risiko

Entscheidungen unter Risiko sind eine zutiefst menschliche Angelegenheit. Das gilt nicht nur für Kinder, die risikoreich auf Weltentdeckung in Wohnzimmer oder Garten gehen. Es gilt oft auch für Entscheidungen für ein Haus, einen Job oder eine Ehe. Der große Irrtum dabei: Wir legen uns rationale Gründe für eine Entscheidung zurecht, die uns bei Erfolg bestätigen. Geht die Wahl schief, sind es fehlende Informationen oder falsche Experten gewesen. Prof. Gerd Gigerenzer, Chef des Max Planck Instituts für Bildungsforschung hat das sogar für die Hälfte der Entscheidungen von Top-Managern in Dax-Konzernen nachgewiesen. Man weiß es vom Bauchgefühl eigentlich besser, wählt aber scheinbar die rationale Möglichkeit – um auf Nummer sicher zu gehen.

Ein Japaner ist ein Japaner ist ein Japaner…

Der servierte Espresso gehört zu den schlechtesten, die mir jemals serviert wurden. Auf der Skala von 1 bis 5 für Geschmack und Crema gibt es jeweils negative Bewertungen. Das liegt auch an dem Vollautomaten, aus dem die nahezu durchsichtige Flüssigkeit herausgelassen wurde. Aber selbst aus solchen Maschinenmodellen lässt sich mit etwas Interesse noch ein trinkbares Gebräu produzieren, wenn man Mahlgrad, Kaffeemenge und Temperatur engagierter bedient. Bleibt die Frage offen, warum die Rösttrommel laut Eigenbeschreibung eine Spezialitätenkaffeerösterei ihre Bohnen an diesen quasi-Nachbarn verkauft. Der Verkauf ist Geschäftsprinzip, ohne Erträge kein Überleben. Wenn ich aber als Röster auch noch werbe – und damit vor Ort meinen Espresso aktiv empfehle, sollte das beworbene Produkt mindestens genießbar sein. Und das wirft die Frage auf, ob der Vormarsch der kleinen Röstereien ein Segen ist? Im Prinzip ja, aber vielleicht sollte man im Geschäftsvertrieb (B2B) auch ein Auge auf die Zubereitungskompetenz werfen, zumindest wenn man als Röster dort wirbt. Sonst wird der Endkunde, wie in diesem Fall, vor dem Konsum warnen.

Espresso der Nürnberger Rösttrommel beim Japaner Akimoto
Espresso der Nürnberger Rösttrommel beim Japaner Akimoto